Nach der Pandemie ist vor der Pandemie
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Geräte stehen und hängen in einem leeren Zimmer auf einer Intensivstation.
© Quelle: Fabian Strauch/dpa/Symbolbild
Man muss sich eines in Erinnerung rufen, um die Bedeutung der Aussage zu erfassen: Die Schutzmaßnahmen in der Corona-Pandemie – von Maske über Lockdowns bis zur Impfpflicht in Gesundheitseinrichtungen – hatten nie das Ziel, jeden einzelnen Bürger vor einer Infektion und einer Erkrankung zu schützen. Das Ziel war immer, eine Überlastung des Gesundheitswesens als Ganzes zu verhindern. Die Engstelle hier waren immer die Intensivbetten.
Wenn jetzt die Mediziner davon sprechen, dass Corona auf den Intensivstationen kein Problem mehr darstellt, kann endgültig gesagt werden: Die Pandemie ist in die endemische Phase übergegangen. Das Virus wird fortan unser ständiger Begleiter sein, Ungeimpfte werden weiter mit schweren Erkrankungen auf den Intensivstationen landen, doch die Gefahr einer Überlastung des gesamten Systems ist gebannt.
Es wäre allerdings höchst fahrlässig, jetzt zur Tagesordnung zurückzukehren. Denn Deutschland steht am Ende der Pandemie organisatorisch nicht viel besser da als im März 2020. Der öffentliche Gesundheitsdienst ist nach wie vor personell und finanziell schlecht ausgestattet, es gibt keine Strategie für die Bevorratung von Schutzmaterialien und Medikamenten, es fehlen nach wie vor wichtige Daten, um im Pandemiefall schnell und zielgerichtet handeln zu können.
Ganz abgesehen davon, dass das Infektionsschutzgesetz eine gesetzgeberische Trümmerwüste ist und dringend in eine handhabbare, verfassungsrechtlich saubere Form gebracht werden muss. Nach wie vor würde das Land im Katastrophenfall von einer launigen Konferenz des Bundeskanzlers mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder regiert, die am Ende dann doch alle machen, was sie wollen. Das darf sich nicht wiederholen. Darauf zu hoffen, dass die Corona-Pandemie ein singuläres Ereignis bleibt, wäre unverantwortlich.