Pannenpanzer Puma: Probleme ohne Ende – Lambrecht zieht die Notbremse
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Das Verteidigungsministerium will Panzer der Bundeswehr wie diesen Schützenpanzer Puma künftig von privaten Unternehmen warten lassen. Im Bieterverfahren bekommen deutsche Rüstungskonzerne jetzt erstmals Konkurrenz aus dem Ausland.
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Es klingt wie eine militärtechnische Katastrophe: Alle 18 Schützenpanzer Puma sind bei Schießübungen der Bundeswehr für die Beteiligung an der Nato-Eingreiftruppe VJTF (Very High Readiness Joint Task Force) im nächsten Jahr ausgefallen. Angesichts möglicher weiterer Panzerbestellungen hatte Generalmajor Ruprecht von Butler den Komplettausfall in einem mehrseitigen Schreiben an seinen Chef, den Inspekteur des Heeres, beschrieben, wie der „Spiegel“ berichtet. Dem Magazin liegt der Brief demnach vor.
Die Einsatzbereitschaft der Fahrzeuge werde „trotz aller guten Vorbereitungen zum Lotteriespiel“, hieß es da. Mit der üblichen Zuverlässigkeit deutscher Landfahrzeuge sei dies nicht zu vergleichen. Zudem handle es sich hier um Fahrzeuge, die „mit erheblichem Kostenaufwand auf einen anderen, vermeintlich zuverlässigeren Stand“ gebracht wurden.
Der Puma-Panzer und seine Probleme: Krisengespräch nach Pannenserie
Nach einer Pannenserie beim Schützenpanzer Puma sollen Vertreter der Bundeswehr und der Rüstungsindustrie an diesem Montag über das weitere Vorgehen beraten.
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Zentrales Problem: die Elektronik
Es ist nicht das erste Mal, dass der „Pannenpanzer“ wegen mangelnder Einsatzbereitschaft auffällt. Schon bei seiner Einführung 2015 stand laut Bundeswehr fest, dass der „Weg von der Auslieferung bis zum realen Gefechtseinsatz ein langer wird“ – die (technische) Mängelliste ist lang.
Bei einer Einsatzprüfung im Juli 2020 waren die Mängel teilweise noch so erheblich, dass ein Einsatz in der Nato-Einheit nicht verantwortbar gewesen sei, berichtet die Bundeswehr. Nach „signifikanten Modifizierungen“ konnte dann aber im vergangenen Jahr die „taktische Gefechtstauglichkeit“ festgestellt werden. Eine Einschätzung, die nun revidiert werden muss.
Scholz äußert sich zur fehlenden Munition bei der Bundeswehr
Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich in der Debatte um fehlende Munition hinter Verteidigungsministerin Christine Lambrecht gestellt.
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Das zentrale Problem des Puma-Panzers scheint in seiner elektronischen Ausstattung zu liegen: In einem Panzer habe es etwa einen schweren Kabelbrand im Fahrerraum gegeben, berichtet der Generalmajor. Die letzten noch einsatzbereiten Fahrzeuge seien am letzten Übungstag zudem mit „Turmdefekten“ ausgefallen.
Die Art der Mängel sei der Truppe bereits bekannt gewesen, allerdings seien diese „noch nie in dieser Häufigkeit“ aufgetreten. Die Fahrzeuge seien allerdings bisher auch ausschließlich auf Schießbahnen in der norddeutschen Tiefebene bewegt und „nicht übermäßig beansprucht“ worden.
Panzer frühestens in drei Monaten einsatzfähig
Der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, schrieb in einer Mitteilung vom Sonntag, es habe einen unerwartet hohen Ausfall „bei herausfordernden Übungsbedingungen“ gegeben. „Der Schützenpanzer Puma hatte sich bis dato in Bezug auf die Einsatzbereitschaft als zunehmend verlässlich erwiesen“, so Mais. Im Moment gebe es eine umfangreiche Bestandsaufnahme mit dem Ziel, die Einsatzbereitschaft des Schützenpanzers so schnell wie möglich wiederherzustellen.
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Das sei allerdings nach Einschätzung des Schirrmeisters der betroffenen Kompanie frühestens in drei bis vier Monaten der Fall, prognostiziert von Butler in dem Schreiben.
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hat am Montag weitreichende Konsequenzen aus dem Pannendesaster gezogen. Sie ließ nach Krisengesprächen die geplante Nachbeschaffungen des Gefechtsfahrzeugs auf Eis legen, wie das Verteidigungsministerium mitteilte. Zudem wurde beschlossen, die Soldaten der Bundeswehr vom 1. Januar an nicht mit dem modernen Puma, sondern mit dem seit Jahrzehnten genutzten Schützenpanzer Marder für die schnelle Nato-Eingreiftruppe VJTF bereitzustellen.
Lambrecht forderte zudem bei einer Pressekonferenz in der Slowakei Verlässlichkeit des Schützenpanzers über die nun anstehende Instandsetzung hinaus, „wenn mit diesem System weiter geplant werden soll“. „Ich erwarte von der Industrie, dass die Schäden, die jetzt am Puma aufgetreten sind, sehr, sehr schnell behoben werden. Hier ist die Industrie jetzt in der Verantwortung“, sagte Lambrecht zudem. Sie versicherte: „Die Nato, unsere Alliierten, können sich zu hundert Prozent auf die Zusagen aus Deutschland verlassen.“
Mit dpa