Deutsche Bischöfe wollen Arbeitsrecht reformieren – Papst-Berater skeptisch
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Die deutschen Bischöfe wollen das Arbeitsrecht in der katholischen Kirche reformieren, um Diskriminierungen homosexueller Mitarbeiter zu beenden. Der Papst-Berater Oswald Gracias sieht Reformen in der katholischen Kirche indes kritisch. Aufgrund der Missbrauch-Skandale und dem Ausbleiben von Reformen wollten immer mehr Menschen austreten, auch Religionslehrer wollen nicht mehr unterrichten. Symbolbild 22.09.2020, Hessen, Fulda: Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz nehmen am Eröffnungsgottesdienst der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im Fuldaer Dom teil.
© Quelle: Arne Dedert/dpa
Bad Staffelstein. Die deutschen Bischöfe wollen das Arbeitsrecht in der katholischen Kirche ändern, um Diskriminierungen homosexueller Mitarbeiter zu beenden. „Hier braucht es Bewegung, hier ist Druck entstanden“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, am Montag zur Eröffnung der DBK-Frühjahrsvollversammlung im Wallfahrtsort Vierzehnheiligen in Bayern. „Wir gehen auf eine Veränderung der Grundordnung hin.“
Die zehn Artikel der Grundordnung bilden die Grundpfeiler der kirchlichen Arbeitsverfassung. Sie gelten für etwa 750.000 Arbeitnehmer in der katholischen Kirche und ihrer Caritas. Im Mai soll nach Bätzings Angaben in einer bischöflichen Gruppe über einen neuen Entwurf der Grundordnung beraten werden. Im Juni könne die DBK dann im Ständigen Rat über diesen Entwurf diskutieren.
In der katholischen Kirche kann es einen den Job kosten, wenn man sich zum Beispiel zu einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft bekennt. Dagegen hatten im Januar 125 queere Beschäftigte unter dem Motto #OutInChurch protestiert.
Er werde im Rahmen der Vollversammlung eine Unterschriftensammlung der Aktion entgegen nehmen, sagte Bätzing. Die steigenden Austrittszahlen seien ein wichtiges Zeichen an die katholischen Kirche, dass sich etwas ändern müsse. „Ich glaube, die Resistenz der Kirche gegenüber Veränderungen hat nicht mehr länger Halt.“
Papst-Berater sieht wenig Chancen für Kirchenreformen
Der indische Kardinal und päpstliche Berater Oswald Gracias sieht indes wenig Chancen für Reformen in der katholischen Kirche. Der in Deutschland laufende Prozess des Synodalen Weges sei zwar gut, sagte Oswald Gracias, Erzbischof von Mumbai und Vorsitzender der indischen Bischofskonferenz am Montag zu Beginn der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) im Wallfahrtsort Vierzehnheiligen bei Bad Staffelstein. Aber vor allem von Seiten afrikanischer Bischöfe gebe es große Bedenken: „Wird das jetzt eine Demokratie? Oder halten wir an der Heiligen Schrift und der Tradition fest?“, fragte er.
Gracias gehört dem Beratungsgremium von Papst Franziskus an. „Eine Synode ist keine Demokratie“, betonte er. Am Ende entscheide der Heilige Geist. Die katholische Kirche in Deutschland hat mit dem sogenannten Synodalen Weg einen Reformprozess angestoßen mit - aus Sicht konservativer Katholiken - progressiven Positionen zur Rolle der Frau in der Kirche oder zum Pflichtzölibat.
Neben Kirchenaustritten: Etliche Religionslehrer unterrichten nicht mehr
Die Rufe nach Reformen innerhalb der katholischen Kirche wurden in diesem Jahr mit dem enormen Image-Schaden der Kirche lauter. Aber nicht nur ein Anstieg von Kirchenaustritten lässt sich in Deutschland durch die Missbrauch-Skandale beobachten. Aus Frustration über den Umgang der katholischen Kirche mit sexuellem Missbrauch unterrichten auch etliche Reglionslehrer nicht mehr.
Das sagte Agnes Steinmetz, Sprecherin der Vereinigung katholischer Religionslehrerinnen und -lehrer an den Gymnasien im Erzbistum Köln, am Montag im WDR. „Schwerpunktmäßig ist es tatsächlich die eigene Fassungslosigkeit, mit der jemand sagt: Ich kann so nicht weiter in der Kirche leben.“
Die Lehrerinnen und Lehrer würden unter Umständen täglich nach dem Verhalten der Kirche gefragt. Das sei auf Dauer oft belastend. Es gehe dabei vor allem um den Umgang mit Missbrauchstätern. „Das trifft uns wirklich ins Mark“, sagte Steinmetz. Man schäme sich dafür und trauere um die vielen Menschen, die die Kirche schon verlassen hätten.
RND/hyd/dpa