Die Kluft zwischen Deutschen und US-Bürgern wächst
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/5ZLSS7QK5EV7X6UUCWY5RGPDVI.jpg)
Bundeskanzlerin Angela Merkel (l, CDU) und Donald Trump, Präsident der USA sind sich nicht immer einig.
© Quelle: Bernd von Jutrczenka/dpa
Berlin. Deutsche und US-Amerikaner entfremden sich offenbar zusehends. Dabei steht Deutschland den USA weitaus skeptischer gegenüber als umgekehrt, heißt es in einer am Dienstag in Hamburg veröffentlichten Umfrage der Körber-Stiftung. So bezeichnen 73 Prozent der befragten Deutschen das Verhältnis zu den USA als „schlecht“ oder „sehr schlecht“, 17 Prozentpunkte mehr als noch vor einem Jahr. 70 Prozent der US-Amerikaner bewerten die Beziehungen zu Deutschland dagegen als „eher gut“ oder „sehr gut“, ein leichtes Plus gegenüber 2017.
Nach Frankreich bleiben die USA zweitwichtigstes Partnerland für die Deutschen. Allerdings sank die Zustimmung dafür im Vergleich zum Vorjahr von 43 auf 35 Prozent. Für die US-Amerikaner rutschte Deutschland als wichtigstes Partnerland von Rang drei (12 Prozent) auf Rang sieben (9 Prozent). Fast die Hälfte der Deutschen (47 Prozent) ist der Ansicht, dass Deutschland weniger mit den USA zusammenarbeiten sollte. 72 Prozent fordern, dass Deutschland seine Außenpolitik unabhängiger von den USA gestalten sollte.
Migrationspolitik als größte Herausforderung
Die größte Herausforderung für die deutsche Außenpolitik sehen 30 Prozent der Befragten in der Migrationspolitik, für 28 Prozent sind es die Beziehungen zu den USA und Präsident Donald Trump. Das Verhältnis zur Türkei bleibt ebenfalls belastet. 61 Prozent sind der Meinung, Deutschland sollte mehr Abstand zur Türkei gewinnen, nur ein Drittel ist für eine Annäherung.
43 Prozent der Deutschen sprechen sich für höhere Verteidigungsausgaben aus, das sind acht Prozentpunkte mehr als im vorigen Jahr. Für 40 Prozent der Befragten sollten die Verteidigungsausgaben auf dem aktuellen Niveau bleiben. 63 Prozent der Deutschen haben eine positive Meinung von der Nato, 55 Prozent sind aber der Ansicht, Deutschland sollte sich bei außenpolitischen Konflikten zurückhalten.
Klare Kante gegenüber Polen und Ungarn
Gespalten sind die Deutschen in der Frage, ob die EU-Osterweiterung 2004 richtig war. 46 Prozent begrüßen nach wie vor die Entscheidung, 46 Prozent halten sie für falsch. Gefordert wird aber klare Kante gegenüber Polen oder Ungarn, wenn sie rechtsstaatliche Prinzipien missachten: 74 Prozent der Deutschen würden Sanktionen gegen EU-Mitgliedstaaten befürworten, wenn sie fundamentale EU-Werte verletzen.
Skeptisch betrachten die Bundesbürger derzeit die EU. 77 Prozent sagen, der Zusammenhalt sei in jüngster Zeit schwächer geworden. 63 Prozent meinen, die EU sei nicht auf dem richtigen Weg, die anstehenden Probleme zu lösen. Das sind vier Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr. Mit Blick auf die Europawahlen im Mai 2019 rechnen 71 Prozent damit, dass euroskeptische Parteien mehr Wählerstimmen erhalten.
Das Marktforschungsinstitut Kantar Public befragte im September 2018 im Auftrag der Körber-Stiftung 1.002 Wahlberechtigte ab 18 Jahren in Deutschland zu ihren außenpolitischen Einstellungen. In den USA wurde eine vergleichbare Befragung durch ein Partnerinstitut durchgeführt.
Von RND/epd/lf