Dieter Romann: Wird der Chef der Bundespolizei Innensenator in Berlin?
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/MRXK72EBME7XS2GEXGU54QJJNA.jpg)
Dieter Romann.
© Quelle: Fabrizio Bensch/Reuters Pool/dpa
Berlin. Als Nancy Faeser im Dezember 2021 zur Bundesinnenministerin aufstieg, da galten seine Tage als gezählt. Es sei nicht anzunehmen, dass Dieter Romann als Präsident der Bundespolizei noch länger amtiere, verlautete in Sicherheitskreisen. Er gilt als das glatte Gegenteil der Sozialdemokratin: sehr konservativ, hemdsärmelig, eitel.
Doch Romann blieb. Dafür gingen andere: der Chef des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Armin Schuster (CDU), er wurde Innenminister in Sachsen, und der Chef des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, Arne Schönbohm. Umso kurioser ist, dass Romann jetzt als neuer Berliner Innensenator auf dem Ticket der CDU gehandelt wird. Statt gegangen zu werden, könnte er von sich aus gehen.
Es gibt Dinge, über die spreche ich nicht einmal mit mir selbst.
Dieter Romann,
Präsident der Bundespolizei
Offizielle Dementis
Zwar wird dies von Berlins Christdemokraten dementiert. Berlins SPD‑Landeschef Raed Saleh sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Ein wesentliches Ergebnis der Sondierungsgespräche ist die feste Verabredung der Landesvorsitzenden von SPD und CDU, dass das Innenressort von der SPD besetzt wird.“ In der bis zur Bildung eines neuen Senats weiter amtierenden rot-grün-roten Koalition ist die Sozialdemokratin Iris Spranger Innensenatorin.
Freilich gab Romann den Spekulationen neue Nahrung, indem er der „Süddeutschen Zeitung“ auf eine entsprechende Frage antwortete: „Es gibt Dinge, über die spreche ich nicht einmal mit mir selbst.“ Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei für den Bereich der Bundespolizei, Andreas Roßkopf, kann sich den Chef von heute 54.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Politik offenbar sehr gut vorstellen. „Ein Wechsel würde Berlin sicherlich guttun“, sagte Roßkopf dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Die Übernahme einer politischen oder anderen Funktion wäre nach vielen Jahren im Amt noch einmal eine Chance, sich neu zu entfalten und eingefahrene Gleise zu verlassen. Es würde auch anderen Chancen eröffnen und neuen Ideen Platz verschaffen.“ Immerhin amtiert Romann bereits seit 2012; das ist für einen Job auf dieser Ebene eine lange Zeit.
Romann – intern beliebt – hat seinen Ehrgeiz und seinen Machtwillen oft bewiesen. Dies galt vor allem für die Zeit der Flüchtlingskrise. Seinerzeit machte er gegen den liberalen Kurs von Kanzlerin Angela Merkel Stimmung, und zwar unverblümt und gemeinsam mit dem damaligen Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen. Dritter im Bunde war der Präsident des Bundesnachrichtendienstes, Gerhard Schindler, der wie Maaßen mittlerweile abgelöst wurde.
Mit dem zu jener Zeit verantwortlichen Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) soll es wegen der von Romann geforderten Schließung der Grenze zu Österreich regelrecht Zoff gegeben haben.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/EZHJQQG67RD4LOGG3ATC7MQUTQ.jpg)
Hauptstadt-Radar
Persönliche Eindrücke und Hintergründe aus dem Berliner Regierungsviertel. Immer dienstags, donnerstags und samstags.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.
Harte Nuss
Als Politiker wäre der 60‑Jährige ebenfalls gewiss kein Leisetreter. Darin könnte für den mutmaßlich nächsten Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) ein Problem bestehen. Romann, der gern als „Bulle“ tituliert wird, würde ihn womöglich in den Schatten stellen und dürfte etwa bei Krawallen am 1. Mai für einen harten Kurs eintreten. Für die Sozialdemokraten wäre Romann wiederum ein harter Bruch mit der bisherigen Linkskoalition – und eine kaum zu knackende Nuss für die Linken in der Partei.
Bis Klarheit herrscht, dürften noch mehrere Wochen vergehen. Denn die geplante Bildung der schwarz-roten Koalition wird dauern. Sollte Dieter Romann am Ende tatsächlich neuer Innensenator in der Hauptstadt werden, würde er seiner heutigen Vorgesetzten Nancy Faeser in der Innenministerkonferenz wieder begegnen – als Widersacher.