Entwickler des Sputnik-Impfstoffes tot aufgefunden: Russische Medien sprechen von Mord
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Fläschchen mit dem russischen Impfstoff Sputnik V stehen auf einem Tisch im Zentralkrankenhaus des Komitats Bekes in Ungarn.
© Quelle: Tibor Rosta/MTI/AP/dpa
In Moskau wurde Andrey Botikov, ein leitender Forscher des Nationalen Forschungszentrum für Epidemiologie und Mikrobiologie, in der russischen Hauptstadt nach übereinstimmenden Medienberichten tot in seiner Wohnung aufgefunden. Botikov war an der Entwicklung des russischen Impfstoffes gegen das Coronavirus, Sputnik V, beteiligt. Nach Angaben der Strafverfolgungsbehörden soll Botikov im Nordwesten von Moskau getötet worden sein. Dass es sich bei dem Toten um den Impfstoffforscher Botikov handelt, wollten die Behörden zunächst nicht bestätigten.
Der russische TV-Sender Tsargrad berichtete: „Laut unserem Gesprächspartner sprechen wir von Mord.“ Laut dem Sender sei von Ermittlern bestätigt worden, dass die Behörden von Mord ausgehen. Es wurde eine Untersuchungskommission gegründet, die nun die genaueren Umstände ermitteln soll. Laut einer Erklärung des Moskauer Ermittlungskomitees, aus der mehrere Medien zitieren, soll das 47-jährige Opfer am Donnerstag von einem 29-jährigen Mann mit einem Gürtel erdrosselt worden sein. Zuvor soll es einen Streit zwischen Opfer und Täter gegeben haben. Worum es bei der Auseinandersetzung ging, war zunächst nicht bekannt.
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© Quelle: dpa
Der Tatverdächtige soll vom Tatort geflohen sein, jedoch kurze Zeit später von den Behörden festgenommen und verhört worden sein. Gegen ihn soll es bereits zuvor Ermittlungen gegeben haben. „Während des Verhörs gestand er seine Schuld, er wird angeklagt“, berichtet Tsargrad.
Unklar ist zu diesem Zeitpunkt noch, ob sich der Tod von Botikov in die vielen ungeklärten Todesfälle in Russland einreihen wird. Erst im vergangenen Monat war erneut ein hochrangiger Militär tot aufgefunden worden. Nach offiziellen Angaben soll er sich nach dem Ausscheiden aus der Armee das Leben genommen haben. Immer wieder waren auch russische Millionäre und Milliardäre in den vergangenen Monaten bei fragwürdigen Unfällen ums Leben gekommen. Manche sollen nach offiziellen Angaben aus dem Fenster gefallen, andere von Balkonen gestürzt sein. Zu Beginn der Corona-Pandemie 2020 sollen auch drei Mitarbeiter des russischen Gesundheitswesens auf mysteriöse Weise an ihren Arbeitsplätzen das Gleichgewicht verloren und aus Fenstern gestürzt sein.
Andrey Botikov war einer von 18 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die am staatlichen Gamaleja-Institut für Epidemiologie und Mikrobiologie den russischen Sputnik-Impfstoff entwickelt haben. Russland hatte behauptet, in klinischen Studien sei für den Impfstoff eine Wirksamkeit von 91 Prozent nach zwei Dosen nachgewiesen worden. Unabhängige Forscherinnen und Forscher zweifelten die Studienergebnisse an. In mehr als 50 Ländern wurde Sputnik V zugelassen, in der EU aufgrund der mangelhaften Datenlage jedoch nicht.