Viele Länder bieten Hilfe an

Nach verheerenden Erdbeben: Athen will Ankara helfen – trotz politischer Spannungen

Ein Auto liegt unter den Trümmern eines Hauses begraben, dass durch ein Erdbeben im Südosten der Türkei eingestürzt ist.

Ein Auto liegt unter den Trümmern eines Hauses begraben, dass durch ein Erdbeben im Südosten der Türkei eingestürzt ist.

Athen. Griechenland ist trotz der schweren Spannungen mit der Türkei bereit, Rettungsmannschaften in das Erdbebengebiet zu schicken. „Griechenland wird sofort helfen“, erklärte der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Griechenland verfügt über Rettungsmannschaften (EMAK) mit großer Erfahrung in von Erdbeben heimgesuchten Regionen, da das Land – wie auch die Türkei - immer wieder Beben erlebt. Die beiden Nato-Mitglieder hatten sich bereits gegenseitig bei schweren Erdbeben in der Türkei und Griechenland im Jahr 1999 geholfen. Diese Hilfe, die unter dem Namen Erdbebendiplomatie bekannt ist, leitete damals eine Phase der Entspannung ein.

Athen und Ankara streiten sich seit Jahrzehnten um Hoheitsrechte in der Ägäis und im östlichen Mittelmeer. In den vergangenen Monaten hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wiederholt mit einer Invasion auf griechische Inseln gedroht.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

+++ Alle aktuellen Entwicklungen im Liveblog +++

Baerbock verspricht Hilfe nach Erdbeben in Türkei und Syrien

Bundeskanzler Olaf Scholz und Außenministerin Annalena Baerbock haben nach dem schweren Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet Hilfe zugesagt. „Deutschland wird selbstverständlich Hilfe schicken“, schrieb Scholz (SPD) am Montag auf Twitter und zeigte sich bestürzt angesichts der Nachrichten aus den betroffenen Gebieten. „Die Zahl der Todesopfer steigt immer weiter. Wir trauern mit den Angehörigen und bangen mit den Verschütteten.“

Baerbock versprach: „Wir werden mit unseren Partnern rasch Hilfe auf den Weg bringen.“ Man sei am Montag „mit schrecklichen Nachrichten“ aus der Türkei und Syrien aufgewacht, schrieb die Grünen-Politikerin ebenfalls auf Twitter. „Meine Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer dieser furchtbaren #Erdbeben und allen, die um ihre Familie, Freunde, Nachbarn bangen.“

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die Parteivorsitzende der Linken, Janine Wissler, befindet sich seit Sonntag in der Türkei, um sich in der vom Erdbeben betroffenen Stadt Diayarbakır mit oppositionellen Politikern zu treffen. „Ich habe das Erdbeben in Diyarbakır erlebt. Es war ein langes, heftiges Beben, Gebäude stürzten ein, Menschen rannten auf die Straßen, überall herrschte Angst. Das Ausmaß der Zerstörung ist dramatisch. Ich hoffe sehr, dass die Rettungskräfte noch viele Menschen retten können. Noch immer sind viele Menschen unter Trümmern verschüttet und brauchen dringend Hilfe“, sagte Wissler dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Meine Gedanken sind bei den Angehörigen der Toten und den Tausenden Verletzten. Die Menschen im Süden der Türkei und auch in Nord-Syrien brauchen humanitäre Hilfe und internationale Solidarität.“ Wissler selbst ist unbeschadet und derzeit unterwegs nach Ankara.

Ukrainischer Präsident Selenskyj bietet der Türkei Unterstützung an

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat der Türkei nach den schweren Erdbeben die Hilfe seines Landes angeboten. Er sei schockiert über den Tod und das Leid von Hunderten Menschen infolge der Beben, schrieb Selenskyj am Montag in einem Tweet. Er sprach den Menschen sein Mitgefühl aus. „In dieser Zeit stehen wir dem freundlichen türkischen Volk zur Seite und sind bereit, die notwendige Hilfe zu leisten.“

Die Ukraine unterhält enge Beziehungen zur Türkei. Die Regierung in Ankara war im vergangenen Sommer an der Aushandlung eines Getreideabkommens für das Schwarze Meer beteiligt, das Exporte aus der Ukraine wieder ermöglichte. Die Erdbeben im Südosten der Türkei und in Nordsyrien kosteten am Montag mindestens 568 Menschen das Leben.

Auch Russland bereitet nach eigenen Angaben eine Entsendung von Rettungsteams vor. Der Minister für Katastrophenschutz, Aleksandr Kurenkow, teilte am Montag mit, 100 Such- und Rettungskräfte stünden für die Erdbebengebiete bereit. Sie sollten mit zwei Transportmaschinen vom Typ Iljuschin Il-76 in die Türkei gebracht werden. Der russische Präsident Wladimir Putin bekundete in Telegrammen an die Staats- und Regierungschefs von Syrien und der Türkei sein Beileid und bot ebenfalls Hilfe an.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Tschechien schickt unterdessen ein 68-köpfiges Rettungsteam in die Katastrophenregion. Die Regierung in Ankara habe das Hilfsangebot angenommen, teilte die staatliche Feuerwehr am Montag in Prag mit. Das sogenannte USAR-Team (Urban Search and Rescue) ist auf die Suche und Rettung von Verschütteten im städtischen Umfeld spezialisiert. Die Helfer waren unter anderem im Jahr 2020 nach der Explosion im Hafen von Beirut im Einsatz. Der tschechische Präsident Milos Zeman sprach dem türkischen Staatsoberhaupt Recep Tayyip Erdogan und dem syrischen Volk sein Beileid zu den Hunderten Opfern des Erdbebens aus.

USA wollen die Türkei unterstützen

Auch das Weiße Haus hat der Türkei die Unterstützung der USA angeboten. Der nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan, sagte, er habe türkischen Beamten mitgeteilt, dass die Vereinigten Staaten zur Hilfe bei den den Rettungsmaßnahmen bereit seien. In einem Tweet teilte Sullivan mit, die USA seien zutiefst besorgt über das zerstörerische Erdbeben in der Türkei und Syrien. Die Erdstöße kosteten in der Trürkei und Syrien mehr als 230 Menschen das Leben.

Die Türkei soll zudem Hilfe von ihren Nato-Partnern bekommen. Alliierte seien dabei, Unterstützung zu mobilisieren, schrieb Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Montagmorgen über den Kurznachrichtendienst Twitter. Er selbst sei in Kontakt mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und Außenminister Mevlut Cavusoglu. Über seine Nachricht setzte Stoltenberg die Worte: „Uneingeschränkte Solidarität mit unserem Verbündeten Türkei nach diesem schrecklichen Erdbeben.“

Israel will Türkei nach Erdbeben humanitäre Hilfe leisten

Zudem will Israel der Türkei nach dem schweren Erdbeben humanitäre Hilfe leisten. Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant wies Armee und Verteidigungsministerium am Montag an, entsprechende Vorbereitungen zu treffen. „Unsere Sicherheitskräfte sind bereit, jegliche notwendige Hilfe zu leisten“, sagte Galant. Israel habe Erfahrung mit Notfällen und dem Retten von Menschenleben.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Der israelische Rettungsdienst Zaka teilte mit, man bereite die Entsendung einer Hilfsdelegation vor. Diese solle bei der Suche in eingestürzten Häusern helfen. Der israelische Außenminister Eli Cohen sprach der Türkei angesichts des schweren Erdbebens sein aufrichtiges Beileid aus und kündigte ebenfalls Hilfe seines Ministeriums an.

Italien bietet Hilfe an

Nicht zuletzt hat auch Italiens Zivilschutz seine Hilfe angeboten. Das teilte die italienische Regierung am Montagmorgen in Rom mit. Ministerpräsidentin Giorgia Meloni verfolge die Lage im Katastrophengebiet stetig und drücke den Betroffenen ihr Mitgefühl aus, hieß es weiter. Im Südosten der Türkei und im Nordosten Syriens bebte am Montagmorgen die Erde mit einer Stärke von 7,4. Beide Länder meldeten bis zum Morgen Hunderte Todesopfer und Tausende Verletzte.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

In Italien gab der Zivilschutz noch in der Nacht zu Montag eine Tsunami-Warnung aus und empfahl sich von der Küste zu entfernen. Wenige Stunden später nahm die Behörde die Warnung zurück. Gegen 6.30 Uhr stoppte in den Regionen Kalabrien und Apulien sowie auf der Insel Sizilien zudem der Zugverkehr aus Vorsicht, wurde wenig später aber wieder aufgenommen.

EU-Spitzen erschüttert

Auch die EU-Spitzen haben sich erschüttert über das schwere Erdbeben gezeigt. „Wir trauern mit den Familien der Opfer“, schrieb EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Montagmorgen auf Twitter. Sie sagte den Menschen in der Türkei und in Syrien Solidarität der EU zu. Unterstützung sei bereits auf dem Weg und man sei bereit, „weiterhin auf jede erdenkliche Weise zu helfen“. Zuvor hatte das EU-Zentrum für Katastrophenhilfe bereits begonnen, die Entsendung europäischer Rettungskräfte in die Türkei zu koordinieren.

„Zehn Teams aus Bulgarien, Kroatien, Frankreich, Griechenland, den Niederlanden, Polen, Rumänien und der Tschechischen Republik wurden rasch mobilisiert, um die Ersthelfer vor Ort zu unterstützen. Auch Italien und Ungarn haben der Türkei ihre Rettungsteams zur Verfügung gestellt“, erklärte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Montag in Brüssel.

Laut dem zuständigen EU-Kommissar Janez Lenarcic wurde der EU-Katastrophenschutzmechanismus aktiviert. Dieser organisiert die Zusammenarbeit der EU-Staaten und acht weiterer Länder, unter anderem der Türkei, im Bereich des Katastrophenschutzes und der humanitären Hilfe. Die EU sei auch bereit, die Betroffenen in Syrien durch ihre humanitären Hilfsprogramme zu unterstützen, ergänzte Lenarcic. Die Europaabgeordnete Katrin Langensiepen (Grüne) forderte schnelle EU-Hilfen für Syrien. „Tausende Menschen vor Ort, gerade im Nordwesten Syriens, sind jetzt auf unsere Hilfe angewiesen“, erklärte sie in Brüssel. Die bereits fragile Region Idlib müsse unbedingt mit humanitärer Hilfe versorgt werden. Grenzübergänge müssten angesichts der humanitären Notlage geöffnet werden und geöffnet bleiben.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Ähnlich wie von der Leyen äußerten sich auch EU-Ratschef Charles Michel und die Präsidentin des Europaparlaments, Roberta Metsola. Michel zeigte sich „tief bestürzt“ und sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Den Verletzten wünschte er schnelle Genesung.

Metsola schrieb auf Twitter: „Meine Gedanken sind bei den Toten, den Gefangenen, den Verletzten und bei allen Rettungskräften, die ihr Möglichstes tun, um Leben zu retten.“ Europa stehe in diesem Moment der Not an der Seite der Menschen in der Türkei und in Syrien.

RND/dpa/AP/epd

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken