Kommentar

Auftritt von Trump-Herausforderin Nikki Haley: die freundliche Farbenwechslerin

Nikki Haley, Präsidentschaftskandidatin der Republikaner, begrüßt Unterstützende nach ihrer Rede.

Nikki Haley, Präsidentschaftskandidatin der Republikaner, begrüßt Unterstützende nach ihrer Rede.

Washington. Optimismus? Freundliche Zuversicht? Eine Beschreibung Amerikas als „Land der Hoffnung“? Das hat es lange nicht gegeben bei großen Kampagnen­auftritten der Republikaner. In den ebenso dunklen wie wütenden Reden von Donald Trump sind die USA der Schauplatz eines Gemetzels, ein Land im Niedergang, ein Hort der finstersten Verschwörungen. Die Zukunft spielt keine Rolle, es geht alleine darum, die alte, vermeintlich heile weiße Welt zu verteidigen.

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Insofern bot der Auftritt von Nikki Haley, bei dem die Ex‑Botschafterin am Mittwoch offiziell ihre Kandidatur für die republikanische Präsidentschaft anmeldete und damit als erste Person den Paten der Partei offen herausforderte, stilistisch einen bemerkenswerten Kontrast. Haley sprach viele konservative Herzensthemen vom harten Durchgreifen gegen Kriminalität bis zur Wieder­herstellung von Amerikas Größe an. Doch sie verzichtete auf rechte Kultur­kampf­themen und Selbstmitleid.

„Ich wurde schon oft unterschätzt“

Ihr äußerlich größtes Manko – die krasse Außenseiterposition im Rennen um die Kandidatur – sprach die ehemalige Gouverneurin von South Carolina offen an und drehte es ins Gegenteil: „Ich wurde früher schon oft unterschätzt. Das macht immer Spaß“, behauptete sie lächelnd: „Ich habe mein ganzes Leben den Status quo aufgemischt!“ Kein schlechter Ansatz für jemanden, der in Umfragen derzeit gerade mal auf 3 Prozent kommt.

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Ihren einstigen Chef Donald Trump erwähnte Haley einmal ausdrücklich, als sie hervorhob, dass er sie als Botschafterin zu den Vereinten Nationen entsandt hatte. Wichtiger aber war der indirekte Hinweis auf den Ex‑Präsidenten, der es nicht geschafft habe, die Mehrheit der Stimmen zu gewinnen: „Unsere Anliegen sind richtig, aber wir haben darin versagt, das Vertrauen der Amerikaner zu gewinnen.“ Und noch deutlicher: „Wenn ihr es leid seid, zu verlieren, dann vertraut einer neuen Generation!“ Ein klarer Hieb der 51‑Jährigen in die Magengrube des 76‑jährigen Ziehvaters.

Sie wollte nie gegen Trump antreten

Das klingt fast, als könnte Haley eine Alternative sein. Doch die beiden entscheidenden Fragen bleiben nach ihrem Auftritt offen: Wofür steht Haley? Und wen will sie erreichen? Politisch hat sich die Kandidatin in der Vergangenheit vor allem als Chamäleon präsentiert: Erst war sie gegen Trump, dann propagierte sie in den Vereinten Nationen seine „America-First-Ideologie“, dann zog sie sich zurück, wollte aber nie gegen ihren Förderer antreten, nun fordert sie ihn offen heraus. Bei ihrem Kampagnenstart in Charleston ließ sie sich von einem bekannten Wahlleugner vorstellen. Kurz darauf warf sie Trump indirekt vor, die Wahl verloren zu haben.

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Noch krasser sind die Widersprüche der Tochter indischer Einwanderer in ihrer zentralen Selbst­beschreibung. Sie sei als „braunes Mädchen in einer schwarz-weißen Welt“ großgeworden, sagt sie und appelliert an eine Überwindung von Gräben. Ausdrücklich leugnet sie jedoch den Rassismus in der amerikanischen Gesellschaft. „Möge die beste Frau gewinnen!“, spielt sie dann bewusst die Frauenkarte aus, um sofort hinterher­zuschieben: „Ohne Scherz: Es geht nicht um Identitätspolitik. Ich glaube nicht an Glasdecken!“

Das Herumgeeiere ist kein Zufall: Haley will allen gefallen – den dumpfen Trump-Fans ebenso wie den traditionellen McCain-Konservativen und gesellschaftspolitisch moderneren Republikanern. Das aber kann nicht gut gehen. Unter ihrer Führung werde „das kommunistische China auf dem Aschehaufen der Geschichte“ enden, kündigte sie martialisch an. Den außenpolitisch desinteressierten rechten Flügel ihrer Partei dürfte das ebensowenig begeistern wie ihre empathische Schilderung der venezolanischen Flüchtlinge, die in den USA Schutz vor dem Kommunismus suchen. Umgekehrt fällt ihre Distanzierung von Trump so offensichtlich taktisch aus, dass sie moderate konservative Wähler kaum überzeugen dürfte.

Die erste Trump-Herausforderin hat einen erfrischenden Auftritt hingelegt. Aber ein Einzug der krassen Außenseiterin 2024 ins Weiße Haus wirkt nach dem Kampagnenstart nicht wahrscheinlicher als zuvor.

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