Russischer Kriegsblogger bei Explosion in Sankt Petersburg getötet
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/S3FE6TPQQBBZTLUZCAPLLXX4CA.jpg)
Ein russischer Kriegsberichterstatter ist am Sonntag bei einer Explosion in einem Café im Zentrum der russischen Ostseemetropole Sankt Petersburg ums Leben gekommen.
© Quelle: AP
Moskau. Ein russischer Kriegsberichterstatter ist am Sonntag bei einer Explosion in einem Café im Zentrum der russischen Ostseemetropole Sankt Petersburg ums Leben gekommen. Weitere 25 Menschen wurden bei der Detonation des Sprengsatzes verletzt, wie die Staatsagentur Tass weiter berichtete. Der 40-jährige Journalist und Blogger mit dem Pseudonym Wladlen Tatarskij, der aus dem Donbass in der Ostukraine stammt, sei auf der Stelle tot gewesen.
+++ Alle Entwicklungen zum Krieg im Liveblog +++
Tatarskij, dessen richtiger Name Maxim Fomin lautet, hatte nach offiziell unbestätigten Medienberichten am Sonntag zu einem „patriotischen Abend“ in das Café „Stritfud-Bar No.1″ im Zentrum von Sankt Petersburg eingeladen. Dieses soll nach Medienberichten Jewgeni Prigoschin, dem Chef der berüchtigten Söldnertruppe Wagner, gehört haben.
26-jährige Russin wegen Terrorismus angeklagt
Bei einer Verurteilung wegen Terrorismus droht der Tatverdächtigen lebenslange Haft.
© Quelle: dpa
Sprengsatz offenbar in goldener Büste versteckt
Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler war der Sprengsatz in einer Büste eingebaut, die Tatarskij bei dem Treffen als Geschenk überreicht wurde. Das Geschenk – Augenzeuge berichteten von einer vergoldeten Büste des Bloggers – sei ihm von einer jungen Frau überreicht worden, schrieben örtliche Medien.
Laut der Nachrichtenagentur „Nexta“ werde auch die junge Frau wegen mäßiger Verletzungen ein einem örtlichen Krankenhaus behandelt. Ihre Identität sei aufgrund fehlender Dokumente noch nicht festgestellt worden können. Es ist noch unbekannt, ob und inwiefern die Frau an der Explosion beteiligt war.
Zuvor hieß es von russischen Bloggern, nach der Frau werde gefahndet.
Der Blogger und Kriegsberichterstatter hatte ab 2014 zunächst als Aufständischer für die Unabhängigkeit des russisch kontrollierten Donbass gekämpft, ehe er sich dem Journalismus zuwandte. Er verbreitete in seinem Blog Videos vom Frontgeschehen in der Ukraine und gab zuletzt jungen russischen Soldaten Tipps, wie sie sich in den vordersten Linien verhalten sollten.
Ukraine spekuliert auf innerrussische Opposition
Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak spekulierte, dass die innerrussische Opposition gegen die Invasion des Kremls in die Ukraine für die Tat verantwortlich sei. „Spinnen fressen einander in einem Einmachglas auf“, schrieb Podoljak auf Englisch auf Twitter. Die Frage, wann inländischer Terrorismus zum Instrument interner politischer Kämpfe werden würde, „war eine Frage der Zeit“.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine im Februar 2022 kam es in Russland zu verschiedenen Bränden und Explosionen ohne klaren Bezug zu dem Konflikt.
RND/dpa/AP