Führer der Roten Khmer prozessiert gegen Völkermord-Urteil
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Ein Sondergericht in Kambodscha verhandelt seit Montag über die Berufung des letzten überlebenden Führungsmitgliedes der Roten Khmer gegen ein Urteil wegen Völkermordes.
Phnom Penh. Ein Sondergericht in Kambodscha verhandelt seit Montag über die Berufung des letzten überlebenden Führungsmitgliedes der Roten Khmer gegen ein Urteil wegen Völkermordes. Der 90-Jährige Khieu Samphan verfolgte aufmerksam die Argumente seiner Anwälte vor der obersten Kammer des Sondergerichts. Diese machten unter anderem Verfahrensfehler geltend.
Khieu Samphan habe nicht ausreichend Zeit gehabt, um seine Verteidigung vorzubereiten, sagte Anwalt Kong Sam Onn. Deshalb solle das Urteil von 2018 aufgehoben werden.
Khieu Samphan war während der Herrschaft der radikal kommunistischen Roten Khmer eine Zeit lang Staatsoberhaupt. Diese versuchten, in Kambodscha alle Spuren dessen auszurotten, was sie als verdorbenes bürgerliches Leben betrachteten. Wer Widerspruch wagte, landete in den berüchtigten „Killing Fields“, andere kamen durch Hunger, Überarbeitung oder Verweigern medizinischer Hilfe ums Leben. Insgesamt sind unter den Roten Khmer zwischen 1975 und 1979 schätzungsweise 1,7 Millionen Menschen getötet worden, bis vietnamesische Truppen ihrer Herrschaft ein Ende setzten.
Khieu Samphan wurde 2018 wegen Verbrechen gegen die vietnamesische Minderheit in Kambodscha verurteilt. Er selbst wies die Anklage als vietnamesische Propaganda zurück. Ihm sei zwar klar, dass es unter den Roten Khmer Leid geben habe, aber ein Mörder sei er nicht.
Das Urteil im Berufungsverfahren wird erst für kommendes Jahr erwartet. Ein Freispruch galt als höchst unwahrscheinlich. Doch selbst dann bliebe Khieu Samphan im Gefängnis, weil er bereits 2014 wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft verurteilt worden ist - ein Urteil, das 2016 bestätigt wurde.
RND/AP