Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe

Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz wünscht sich Priesterinnen in der katholischen Kirche

Dr. Beate Gilles (Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz) bei der Pressekonferenz im vergangenen September.

Dr. Beate Gilles (Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz) bei der Pressekonferenz im vergangenen September.

Berlin. Die Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) wünscht sich, dass im Zuge von Reformen in der katholischen Kirche künftig Frauen als Priesterinnen tätig sein dürfen. „Ich fand es immer traurig, wenn Frauen in die evangelische Kirche konvertierten, um ihrer Berufung folgen zu können, und Pfarrerin geworden sind“, sagte Gilles dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vor der Montag beginnenden Frühjahrs­vollversammlung der deutschen Bischöfe.

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„Ich kenne auch viele Ordensschwestern, die die Berufung zur Priesterin spüren. Es sind Berufungen Gottes – und es gilt, sie ernst zu nehmen und ihnen Entfaltungsraum zu geben“, sagte Gilles. Außerdem erinnerte sie daran, dass Papst Johannes Paul II. in den 1990er-Jahren gesagt hatte, er sei nicht ermächtigt, Frauen zu Priesterinnen zu weihen. „Es ist ein Zeichen, dass diese Diskussion nicht versiegte. Die Möglichkeit von Frauen, zu predigen, bereichert die Kirche“, so Gilles. „Gegenwärtig sind sie bei der Eucharistiefeier am Sonntag von diesem Dienst ausgeschlossen. Das ist ein Verlust.“

Frauenquote für Führungspositionen der Kirche?

Die DBK-Generalsekretärin, die letztes Jahr als erste Frau in dieses Amt gewählt worden war, fordert, den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen. „Ich selbst bin im Laufe meines Lebens zur Verfechterin einer Quote geworden. Es braucht Standards, es braucht den aktiven Willen, zu sagen, was man möchte.“

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„Niemals würde eine Frau einen Posten erhalten, ohne dafür qualifiziert zu sein. Ich finde es gut, wenn Institutionen entsprechende Signale setzen. Klar bin ich jetzt ein Stückchen Symbol, davon darf man sich nicht erdrücken lassen“, so Gilles gegenüber dem RND.

„Damit es alle sehen und niemand wegschaut“

Nach Auffassung der DBK-Generalsekretärin steht die katholische Kirche in der Pflicht, alle Missbrauchstaten transparent und konsequent aufzuarbeiten. „Für mich war der Gedanke, dass ein Priester Kinder missbraucht, einfach unvorstellbar. Diese Taten sind entsetzlich. Jedes dieser Vergehen ist ein Verbrechen“, sagte Gilles.

„Mit Blick auf die Kirche bewegt mich, dass Kinder noch dafür Gewalt erfuhren, dass sie über ihr Martyrium sprachen – denn über einen Priester sage man so etwas doch nicht. Meine Urgroßmutter soll immer mal gesagt haben: „Die Tür zur Sakristei lass lieber zu, guck da nicht rein.“ Ich kann sie nicht mehr fragen, was sie damit meinte. Mir ist jedoch klar, dass wir die Türen aufmachen müssen, damit es alle sehen und niemand verschämt wegschaut.“

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Die Theologin, die vor einem Jahr in ihr Amt gewählt worden war, warnte davor, die progressive Rolle des Papstes bei der Erneuerung der katholischen Kirche zu unterschätzen. „2014 hat Papst Franziskus einen Fragebogen an die Synoden versendet, um zu erfahren, wie sie ihre derzeitige Situation in vielen Bereichen einschätzen. Vor allem wollte er wissen, ob die Lehre der katholischen Kirche noch vermittelbar ist. Wer das fragt, weiß schon, dass es irgendein Problem geben könnte“, so Gilles.

Gilles: Auch andere Familienmodelle sollen berücksichtigt werden

„Rom hat uns also die Themen zur Bearbeitung auf den Tisch gelegt. Da sage ich: danke, Heiliger Vater! Seitdem reden wir eben nicht mehr nur über das katholisch verheiratete Ehepaar mit Kindern. Eine zeitgemäße Familienpastoral erfasst die große Bandbreite von Familien, Patchwork, von gleichgeschlechtlichen Beziehungen mit Kindern und von Wiederverheirateten“, sagte die DBK-Generalsekretärin.

Viele junge Menschen sehnten sich nach dem klassischen Bild von Familie, sie würden heiraten und Kinder wollen. Beate Gilles: „Also damit würden sie vollkommen der katholischen Lehre entsprechen. Es ist nicht falsch, ein Ideal zu formulieren. Aber die große Kunst ist es, das Ideal mit dem ganzen Leben in Einklang zu bringen und das Leben auch in seinen Brüchen wahrzunehmen. Christus hat seine wichtigste Stunde am Kreuz und nicht in seinen wunderbaren Predigten. Hat er den damaligen Idealen entsprochen?“

Das gesamte Interview mit der Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz, Beate Gilles, lesen Sie hier.

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