Nach Mord an russischem Blogger: Geheimdienst FSB verdächtigt Ukrainer
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Eine Frau legt Blumen in der Nähe des Explosionsortes im Café "Street Bar" in St. Petersburg nieder
© Quelle: Dmitri Lovetsky/AP/dpa
Moskau. Der Moskauer Geheimdienst FSB hat eigenen Angaben zufolge einen Ukrainer als Urheber des Sprengstoffanschlags von St. Petersburg identifiziert. Der 35-Jährige, der namentlich genannt wurde, habe den Sprengsatz in einer Büste installiert, die dann explodierte, teilte der FSB am Donnerstag mit. Bei der Explosion in einem Café im Zentrum der Stadt war der kremlnahe Blogger Wladlen Tatarski (bürgerlich: Maxim Fomin) am 2. April getötet worden. Laut FSB wurden 50 Menschen verletzt, zuletzt war von 40 Verletzten die Rede gewesen.
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Eine 26 Jahre alte Frau, die in Haft sitzt wegen des Anschlags, hatte zugegeben, die Büste in dem Café an Tatarski überreicht zu haben. Davon gibt es Videoaufnahmen. Die Frau soll aber davon ausgegangen sein, dass in der Büste lediglich eine Wanze versteckt war. Damit sollte der Blogger, der intensiv über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine berichtete, demnach abgehört werden.
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© Quelle: dpa
Nawalny-Team: Kritiker wurde „beseitigt“
Der nun gesuchte Ukrainer, der zur internationalen Fahndung ausgeschrieben werden soll, handelte nach nicht belegten Angaben des FSB im Auftrag ukrainischer Geheimdienste. Die Ukraine hatte eine Beteiligung an dem Mord zurückgewiesen. Nach Darstellung des FSB hatte der Mann Russland nach dem Anschlag verlassen. Er soll am 3. April über Armenien in die Türkei geflogen sein. Russische Staatsmedien veröffentlichten persönliche Dokumente und Fotos des mutmaßlichen Täters.
Der FSB machte einmal mehr auch das Team um den inhaftierten Kremlgegner Alexej Nawalny für den „Terroranschlag“ verantwortlich. Die in der FSB-Mitteilung genannten Nawalny-Vertrauten Leonid Wolkow und Iwan Schdanow wiesen die Vorwürfe zurück und betonten, der Anschlag trage die Handschrift des FSB. Der Geheimdienst habe diesen Blogger, der auch die Kriegsführung des Verteidigungsministeriums in Moskau kritisierte, selbst „beseitigt“, sagte Schdanow.
Schon seit Jahren versuche der Machtapparat, der Opposition neben Extremismus auch Terror anzuhängen, sagte Schdanow. Er und Wolkow warfen dem FSB vor, schon seit Jahren politische Morde zu inszenieren. Die Anschuldigungen gegen die Opposition seien insofern heikel, als dass sich Nawalny bald in einem neuen Strafverfahren wegen Extremismus verantworten muss. Nawalny könne dann zur Höchststrafe wegen Terrors verurteilt werden, befürchtet sein Team.
RND/dpa