Ukraine bereit für Getreideexport: Selenskyj besucht Hafen von Odessa
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Auf diesem vom Pressebüro des ukrainischen Präsidenten zur Verfügung gestellten Foto besucht Wolodymyr Selenskyj (M), Präsident der Ukraine, mit Botschaftern verschiedener Länder und UN-Beamten, einen Hafen in Chornomork während der Verladung von Getreide auf ein türkisches Schiff.
© Quelle: Uncredited/AP/dpa
Odessa. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Freitag die Hafenstadt Odessa besucht. Selenskyj beobachtete, wie Getreide verladen wurde und begutachtete ein bereits beladenes türkisches Schiff. Der Präsident kündigte an, die Ausfuhr von Getreide beginne mit dem Auslaufen mehrerer Schiffe, die bereits beladen seien, die ukrainischen Häfen aber nicht verlassen könnten. Er kündigte dennoch einen baldigen Start der Exporte an: „Ich denke, dass es heute oder morgen beginnt“, sagte der 44-Jährige am Freitag in einer Videobotschaft, die auf seinem Telegram-Kanal veröffentlicht wurde.
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„Das Wichtigste für uns ist, dass der Hafen und die Menschen arbeiten“, sagte der Staatschef. In dem Video wurde das Schiff „Polarnet“ unter türkischer Flagge beim Beladen im Hafen Tschornomorsk bei Odessa gezeigt. Das Getreide sei von einer ukrainischen Firma. Das Infrastrukturministerium warte nun auf ein Signal von den Vereinten Nationen und der Türkei für den Start. „Für uns ist wichtig, dass die Ukraine ein Garant der weltweiten Lebensmittelsicherheit bleibt“, betonte Selenskyj.
Nach Angaben des stellvertretenden Chefs der Präsidialverwaltung, Kyrylo Tymoschenko, werden derzeit insgesamt 16 Schiffe in den Häfen von Odessa mit Getreide beladen. Die Gesamtzuladung liege bei 580 000 Tonnen. „In Kürze werden sie in ihre Bestimmungshäfen ablegen“, sagte Tymoschenko.
Russland und die Ukraine haben vor einer Woche separate Vereinbarungen mit den Vereinten Nationen und der Türkei unterzeichnet, die die Ausfuhr von 22 Millionen Tonnen Getreide aus blockierten ukrainischen Schwarzmeerhäfen ermöglichen sollen. „Unsere Seite ist vollständig vorbereitet“, sagte Selenskyj. „Wir haben unseren Partnern - den Vereinten Nationen und der Türkei - alle Signale gesendet, und unser Militär garantiert die Sicherheitslage.“
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© Quelle: dpa
Ziel der Abkommen ist es, in den kommenden vier Monaten rund 20 Millionen Tonnen Getreide aus den drei ukrainischen Seehäfen abzutransportieren, die seit der Invasion am 24. Februar blockiert sind. „Wir sind bereit“, sagte auch der ukrainische Minister für Infrastruktur, Olexander Kubrakow, am Freitag in Odessa. Die Ukraine warte jedoch noch auf die Bestätigung der sicheren Korridore durch die Vereinten Nationen, die von den Schiffen genutzt werden sollen. In der Zwischenzeit werde ein Schiff im Hafen von Tschernomorsk mit Getreide beladen, sagte er.
Der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths, der die Vereinbarung vermittelt hat, sagte, dass die erste Getreidelieferung die ukrainischen Häfen bereits am Freitag verlassen könnte. Er wies aber auch darauf hin, dass noch an der Festlegung der sichersten Routen gearbeitet werde.
Ausbleiben der Getreidelieferung verstärken Hungerkrise
Die Ukraine ist einer der weltgrößten Exporteure von Getreide. Nach Beginn des Kriegs hatte Russland die ukrainischen Seehäfen jedoch blockiert. Die Ukraine verminte ihre Küste zudem zum Schutz vor russischen Landungseinsätzen. Wegen ausbleibender Getreidelieferungen stiegen die Weltmarktpreise; die UN befürchten zunehmend Hungerkrisen. Nach Angaben aus Kiew steckten wegen der russischen Seeblockade zuletzt mehr als 20 Millionen Tonnen der letztjährigen Ernte fest. Russland hat bestritten für den Preisanstieg bei Lebensmitteln verantwortlich zu sein und schob die Schuld dem Westen zu.
Unter Vermittlung der UN und der Türkei hatten die beiden Kriegsparteien in Istanbul vor einer Woche Abkommen zur Freigabe der Getreideexporte unterzeichnet. Ein gemeinsames Koordinierungszentrum der Vereinten Nationen, der Türkei, der Ukraine und Russlands in Istanbul soll für die sichere Abwicklung des Schiffsverkehrs sorgen.
Russland hat das Ende seiner Seeblockade allerdings an die Bedingung geknüpft, dass sich die UN gleichzeitig für eine Lockerung der westlichen Sanktionen einsetzen sollen, die die Ausfuhren russischen Getreides und russischer Düngemittel behindern. Zwar gibt es kein Exportverbot für diese Güter, doch die Strahlkraft der westlichen Sanktionen behinderte zuletzt den gesamten Außenhandel des Landes.
RND/AP/dpa