Hacker attackieren Fuhrpark-Tochter der Bundeswehr
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Der deutsche Bundestag.
© Quelle: imago images/Metodi Popow
Berlin. Hacker haben einen Cyberangriff auf die Servicegesellschaft für den Fuhrpark der Bundeswehr verübt. “In der vergangenen Woche gab es einen Angriff eines noch nicht identifizierten Externen auf das IT-Netz des Unternehmens”, teilte das Verteidigungsministerium am Samstag mit. Der Vorfall sei dem Ministerium am 13. August gemeldet worden und werde derzeit intensiv untersucht.
Auch der Fahrdienst des Deutschen Bundestages ist nach eigenen Angaben betroffen. Das ergibt sich aus einer E-Mail der Polizeileitstelle des Parlaments, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt. Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) bestätigte den Vorgang ebenfalls.
“Der Vertragspartner für die Fahrdienstleistungen des Deutschen Bundestages, BW Fuhrpark, hat mitgeteilt, Opfer eines Hackerangriffs geworden zu sein”, heißt es in der Mail, die am Samstag um 16.12 Uhr an die Abgeordneten verschickt wurde. “Ziel, Art und Umfang des Angriffs sind noch unbekannt, ebenso, ob Daten manipuliert worden oder abgeflossen sind. An der Aufklärung des Sachverhalts wird gearbeitet. Sie werden informiert, sobald uns gesicherte Erkenntnisse vorliegen.” Die Gesellschaft BW Fuhrpark gehört zu 75,1 Prozent dem Verteidigungsministerium und zu 24,9 Prozent der Deutschen Bahn AG. Sie übernimmt neben anderem auch den Fahrdienst des Bundestages.
Pau sagte dem RND: “Ich bestätige den Sachverhalt.” Sie selbst wisse seit Freitagabend davon. Die Linken-Politikerin betonte, dass wohl der Dienstleister gehackt worden sei, nicht aber der Bundestag selbst. “Untersuchungen sind eingeleitet worden”, so Pau weiter. Es gebe aber noch keine Ergebnisse. Ohnehin wisse sie aus Erfahrung, dass solche Untersuchungen nicht in drei Stunden gelaufen seien. “Wir machen uns am Montag ein genaueres Bild”, sagte Pau. Alle notwendigen Fahrdienstleistungen stünden den Abgeordneten weiterhin zur Verfügung.
Das Verteidigungsministerium teilte mit, alle Netzverbindungen der BW Fuhrpark nach außen und in Richtung der Kunden seien “unmittelbar gekappt” worden. “Außerdem hat die Geschäftsführung ein Unternehmen eingeschaltet, das auf die Analyse und Behebung von Schäden bei Vorfällen dieser Art spezialisiert ist”, hieß es weiter.
Das Verteidigungsministerium habe der Geschäftsführung umgehend seine Unterstützung angeboten. Ein Team des “Cyber Emergency Response Teams” (CERT), IT-Spezialisten der Bundeswehr, seien vor Ort im Einsatz. Das CERT des Bundes beim Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ist ebenfalls durch die Bundeswehr informiert worden. Verbindungen in das Bundeswehrnetz seien untersucht worden. Nach aktuellem Kenntnisstand habe es keinen Schaden gegen. Die Analyse und Ermittlungen liefen weiter.
Der Fahrdienst des Bundestages ist ein Service, der allen 709 Abgeordneten prinzipiell zur Verfügung steht und den sie innerhalb Berlins und bis zum Flughafen Schönefeld, der in Brandenburg liegt, nutzen können. Ein Hackerangriff könnte dem Ziel dienen, herauszubekommen, welche Parlamentarier den Dienst wann, wie oft und zu welchem Zweck genutzt haben – vielleicht zu Zwecken der Erpressung. Er könnte aber auch dazu dienen, zu erfahren, welche Abgeordneten welche Fahrten planen, um sie eventuell zu attackieren, oder ihre Privatadressen ausfindig zu machen. Allerdings finden die meisten Fahrten sehr kurzfristig statt.
mit dpa