In Jobs ohne Tarif noch größere Lohnlücke zwischen Mann und Frau

In Betrieben mit Tarifbindung schließt sich die Lohnlücke langsam – in denen ohne Tarife nimmt sie weiter zu.

In Betrieben mit Tarifbindung schließt sich die Lohnlücke langsam – in denen ohne Tarife nimmt sie weiter zu.

Berlin. Die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen fällt bei Bezahlung nach Tarif deutlich geringer aus als in Betrieben ohne Tarifbindung. Zudem hat sich die Gehaltsdifferenz von Männern und Frauen mit Tariflohn in den vergangenen zehn Jahren verringert, während die Ungleichbezahlung ohne Tarif in dieser Zeit gewachsen ist. Das geht aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.

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Demnach betrug die Lohnlücke bei Vollzeitbeschäftigten in nicht tarifgebundenen Betrieben im Jahr 2020 monatlich 729 Euro, während sie mit Tarifbindung mit 468 Euro im Monat deutlich geringer ausfiel.

Laut Arbeitsministerium verdienten Männer in tarifgebundenen Betrieben im vergangenen Jahr in Vollzeit durchschnittlich 4388 Euro und Frauen 3920 Euro im Monat, was einem geschlechtsspezifischen Lohngefälle von monatlich 468 Euro entspricht. Damit lag die Lücke bei knapp 12 Prozent und somit deutlich unter der vom Statistischen Bundesamt angegebenen Gender-Pay-Gap von 18 Prozent für 2020.

Zugleich war die Lohnlücke in Jobs mit Tariflohn seit 2010 rückläufig: Vor zehn Jahren hatte die Differenz noch bei 585 Euro im Monat gelegen.

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Lücke in Jobs ohne Tarif weit über Bundesschnitt

Im Vergleich dazu betrug das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen ohne Tarifbindung im Jahr 2020 durchschnittlich 729 Euro im Monat – und damit 261 Euro mehr als in tarifgebundenen Betrieben. Männer ohne Tarifvertrag erhielten 2020 durchschnittlich 3809 Euro und Frauen 3080 Euro im Monat.

Die Differenz beträgt damit fast 24 Prozent, ist also deutlich höher als im Bundesschnitt und auch höher als noch im Jahr 2010 für dieselbe Gruppe, als sie bei 689 Euro im Monat lag.

Die Linke verweist darauf, dass trotz der sinkenden Lohnlücke in tariflich bezahlten Jobs die Gesamtzahl von Frauen, die in denselben Branchen schlechter bezahlt werden als Männer, seit 2010 gestiegen sei.

Grund sei der allgemeine Rückgang der Tarifbindung in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren in allen Branchen: Laut dem bundeseigenen Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sank der Anteil der Beschäftigten mit Tarifvertrag seit 2010 um 7 Prozentpunkte auf inzwischen 51 Prozent. 2020 war noch etwas mehr als ein Viertel der deutschen Betriebe tarifgebunden.

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Der gewerkschaftspolitische Sprecher der Linken im Bundestag, Pascal Meiser, spricht von einem „alarmierenden Signal“: „Die Zahlen zeigen, dass Tarifverträge nicht nur für die allgemeine Entwicklung der Löhne von großer Bedeutung sind, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Schaffung von mehr Geschlechtergerechtigkeit leisten“, sagte Meiser dem RND.

Umgekehrt sei zu wenig bekannt, dass der anhaltende Rückgang der Tarifbindung auch das oft ausgerufene Vorhaben erschwere, die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern zu schließen.

Meiser sagte, es räche sich, „dass es die Bundesregierung in den vergangenen Jahren sträflich versäumt hat, für eine Stärkung der Tarifbindung zu sorgen“. Er forderte schnellstmöglich gezielte Schritte zur Stärkung der Tarifbindung. „Tarifverträge müssen endlich auch gegen den Willen der Arbeitgeberverbände für allgemeinverbindlich erklärt werden können“, so der Linke. „Die Vergabe öffentlicher Aufträge ist ohne Wenn und Aber an die Zahlung von Tariflöhnen zu koppeln.“

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