Joe Biden legt sich mit Trump-Fans an: „Diese hässlichen Leute da drüben“
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/IX4A5ERCZVBDRLVRFB6JTCPV64.jpeg)
Minnesota: Joe Biden, Präsidentschaftskandidat der Demokraten, spricht während einer Wahlkampfkundgebung.
© Quelle: Andrew Harnik/AP/dpa
US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden hat sich im Staat Minnesota mit Anhängern von Amtsinhaber Donald Trump angelegt. Zwei große Gruppen mit Trump-Fans empfingen den Demokraten am Freitag mit Gehupe, Pro-Trump-Fahnen und Transparenten, als er für eine Drive-in-Kundgebung auf einem Messegelände in Falcon Heights eintraf. Eine der Gruppen stand lärmend in der Nähe des Podiums, auf dem Biden sprach. Er versuchte, sie zu übertönen, doch es wurde schnell klar, dass die Protestierenden seine Aufmerksamkeit erregten. „Diese Leute sind nicht sehr höflich – sie sind genauso wie Trump“, sagte Biden.
Er ging dabei auch auf die zunehmenden Rufe nach einer nationalen Maskenpflicht zum Schutz vor dem Coronavirus ein. Der Mund-Nasen-Schutz sei kein „politisches Statement wie diese hässlichen Leute da drüben, die hupen – es ist eine patriotische Pflicht.“ Biden verurteilte bei seinen Wahlkampfauftritten umgehend Trumps Attacke auf die Ärzte: Er „sollte aufhören, sie anzugreifen, und stattdessen anfangen, seinen Job zu machen“. Trump habe vor dem Virus kapituliert. Die USA bewegen sich in Richtung der Marke von 100.000 Neuinfektionen pro Tag. Rund 900 Menschen sterben täglich.
Trumps Sohn Donald Trump jr. behauptete unterdessen in einem Interview des Senders Fox News, Medien fokussierten sich auf die Infektionszahlen, weil so gut wie niemand sterbe.
Biden: Haben aus Clintons Niederlage gelernt
Biden gibt sich zudem weiterhin siegessicher. Generell würde seine Kampagne die Dinge anders handhaben. Die Demokraten hätten aus wahlkampftaktischen Versäumnissen der 2016 unterlegenen Parteikollegin Hillary Clinton gelernt. Aus vielerlei Gründen, an denen nicht gänzlich Clinton Schuld trage, habe man die Stimmenjagd im Mittleren Westen damals vernachlässigt, sagte Biden am Freitag vor etwa zwei Dutzend Anhängern in einem Flugzeughangar am Airport von Milwaukee im Staat Wisconsin. Dabei erinnerte er sich, wie er vor vier Jahren Wahlkampf für Clinton gemacht habe.
Nach ihrer völlig überraschenden Niederlage gegen Donald Trump musste sich Clinton den Vorwurf gefallen lassen, nicht genug Wahlkampf in Staaten im Mittleren Westen wie Wisconsin und Michigan gemacht zu haben. Viele Demokraten hielten ihrer Kampagne im Nachgang Arroganz und Selbstgefälligkeit vor.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/3NOKGJIZMFFJBIXX7DKWPWGSOI.jpg)
Die Schicksalswahl
Der Newsletter mit Hintergründen und Analysen zur Präsidentschaftswahl in den USA.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.
Biden hingegen betont oft, dass er keine einzige Stimme für gegeben erachte. In Wisconsin sagte er am Freitagabend (Ortszeit): „Ich war schon oft hier.“ Es war sein dritter Besuch in dem Staat als Kandidat der Demokraten.
Biden tritt am Samstag zweimal zusammen mit dem Ex-Präsidenten Barack Obama in Michigan auf, dessen Vize er war. In Detroit soll Sänger Stevie Wonder zu ihnen stoßen. Bidens Vizekandidatin Kamala Harris fliegt nach Florida, wo es ein Kopf-an-Kopf-Rennen der Kandidaten gibt. Wenn Biden Florida mit 29 Wahlleuten für sich entscheidet, hätte Trump nach Einschätzung von Experten nur noch wenig Chancen auf einen Sieg.
RND/ka/AP/dpa