Khan Wahlsieger ohne eigene Mehrheit in Pakistan

Imran Khan, ehemaliger Kricketstar, Wahlsieger in Pakistan und wohl zukünftiger Ministerpräsident des Landes.

Imran Khan, ehemaliger Kricketstar, Wahlsieger in Pakistan und wohl zukünftiger Ministerpräsident des Landes.

Islamabad. Vom Nationalhelden aus der Welt des Sports zum vermutlich nächsten Regierungschef von Pakistan: Der schillernde Lebenslauf des früheren Kricketstars Imran Khan bekommt ein neues Kapitel. Seine Partei Tehreek-e-Insaf (PTI) gewann nach Angaben der Wahlkommission vom Freitag 114 der 269 zur Wahl stehenden Sitze der Nationalversammlung und wurde damit stärkste Partei. Sie wird aber auf Koalitionspartner angewiesen sein, und Parteisprecher Fawad Chaudhry sagte, die Verhandlungen hätten bereits begonnen.

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Die Muslimliga von Shahbaz Sharif, Bruder des abgesetzten und festgenommenen Ministerpräsidenten Nawaz Sharif, kam mit 63 Sitzen auf den zweiten Platz, die Volkspartei auf 39. Die übrigen Sitze gingen an kleinere Parteien und unabhängige Kandidaten, mit denen Khans Partei nun nach eigenen Angaben Sondierungen führen will. Die Ergebnisse von 20 Sitzen mussten noch ausgezählt werden; an den Kräfteverhältnissen wird sich dadurch aber nichts mehr grundlegend ändern. Pakistan hat ein Wahlrecht nach britischem Vorbild, die Abgeordneten werden direkt in den Wahlkreisen gewählt.

Bisherige Regierungspartei will Ergebnisse nicht anerkennen

Sharif erklärte, seine Partei erkenne die nach zweitägiger Auszählung bekanntgegeben Ergebnisse nicht an. Es habe Betrug und Manipulation im großen Stil gegeben. In der größten Provinz Punjab allerdings ist seine Muslimliga bei der gleichzeitigen Provinzwahl stärkste Partei geworden, sie gewann dort 127 der 297 Sitze des Provinzparlaments. Khans PTI bekam 117 Sitze. In Punjab leben 60 Prozent der 200 Millionen Einwohner Pakistans. Ohne Unterstützung aus Punjab und eine Mehrheit im dortigen Parlament kann Khan seine Reformagenda kaum umsetzen. Wahlberechtigt waren bei der Abstimmung von Mittwoch knapp 106 Millionen Pakistaner. Zum dritten Mal in Folge wurde in dem südasiatischen Land eine Zivilregierung gewählt.

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Der 65-jährige Khan hatte sich bereits am Donnerstag zum Wahlsieger erklärt. In einer Fernsehansprache sagte er: "Dank Gott haben wir gewonnen und wir waren erfolgreich." Bereits eine Teilauszählung hatte Khan deutlich vorne gesehen.

Der frühere Kricketstar hatte nach der Abstimmung erklärt, er wolle das Land so regieren, wie es bisher noch nie regiert worden sei. Khan versprach bessere Beziehungen zu Afghanistan, Indien und den USA sowie den Aufbau eines muslimischen Sozialstaats, der der armen Bevölkerung Bildung und Arbeitsplätze bieten solle. Der Korruption sagte er den Kampf an. Als politisches Vorbild hat Khan mehrfach den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan genannt.

Imran Khan, damals Kapitän der pakistanischen Kricket-Nationalmannschaft, schwenkt am 25. März 1992 nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft gegen England die Flagge seines Landes.

Imran Khan, damals Kapitän der pakistanischen Kricket-Nationalmannschaft, schwenkt am 25. März 1992 nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft gegen England die Flagge seines Landes.

Außenpolitisch erklärte Khan, er wolle internationale Beziehungen auf Grundlage von Respekt und Gleichberechtigung aufbauen. Die USA etwa behandelten das Land wie einen Söldner im Kampf gegen Terrorismus. „Amerika denkt, dass es Pakistan Geld gibt, um für sie zu kämpfen. Darum hat Pakistan viel gelitten“, so Khan.

Mit Blick auf den regionalen Rivalen Indien erklärte er, seine Regierung wolle offen auf das Land zugehen. „Macht einen Schritt in unsere Richtung und wir gehen zwei Schritte auf euch zu.“ Khan stellte zudem offene Grenzen zu Afghanistan in Aussicht und schlug vor, dass die Länder eine der Europäischen Union ähnliche Beziehung eingehen. Dieses Vorhaben scheint allerdings unwahrscheinlich, da Pakistans Militär bereits Hunderte Grenzposten und kilometerlange Zäune an der Grenze gebaut hat.

Imran Khan gewann als Kapitän der pakistanischen Nationalmannschaft 1992 den „Cricket World Cup“ und wurde damit zum Nationalhelden.

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Nach der Sportkarriere ging er in die Politik; 1996 gründete er die Partei PTI.

Von RND/AP

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