Liz Truss: Gekommen, um zu gehen
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Die britische Premierministerin Liz Truss hält eine Rede auf dem Parteitag der Konservativen im ICC.
© Quelle: Kirsty Wigglesworth/AP/dpa
London. Liz Truss setzte Jeremy Hunt als Finanzminister ein, um die Finanzmärkte zu beruhigen. Dieser ging dabei am Montag noch weiter, als viele vorhergesagt hatten. Er strich fast alle Maßnahmen, die Truss und der frühere Finanzminister Kwasi Kwarteng im September vorgestellt hatten – von den Steuererleichterungen bis zu dem Versprechen, dass die Energierechnungen für Haushalte für die Dauer von zwei Jahren gedeckelt werden. Die Finanzmärkte reagierten positiv auf diesen Schritt. Für Truss jedoch war die Ankündigung ein brutaler Todesstoß.
Denn Hunt hat damit mehr als deutlich gemacht, dass die 47-Jährige keine Macht und keinen Einfluss mehr hat. Insbesondere die garantierten Hilfsleistungen für Haushalte waren eine Maßnahme, an welche sie sich in den vergangenen Tagen wie an einem Rettungsring festklammerte. Nun, da auch diese durch Hunt für einen Zeitraum von zunächst sechs Monaten begrenzt wurden, befindet sich die Politikerin im freien Fall. So gut wie nichts von dem, wofür sie stand, ist übrig geblieben – im Guten, wie im Schlechten.
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Freiwilliger Rücktritt wäre im Sinne Großbritanniens
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