Konzert gegen Rechts: „Wir wollen zeigen, wie Chemnitz wirklich ist“
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Sören Uhle.
© Quelle: Ines Escherich-Fotografie
Ist der Ruf von Chemnitz jetzt ruiniert?
Die Aufbauarbeit der letzten 28 Jahre ist am Sonntag und Montag binnen 48 Stunden zerstört worden. Wir sind jetzt wieder komplett im Modus der 1990er Jahre, was das Image der Stadt angeht. Aber wir geben nicht auf. Wenn der Mob wieder weg ist, wenn die Rechtsextremen eine neue Spielwiese gefunden haben, werden wir uns in Chemnitz auf neue Art zusammenfinden, denn seit Montag haben wir hier einen völlig neuen Schulterschluss aller Akteure, die die Stadt nach vorn bringen wollen.
Als erstes organisieren Sie am Montag ein großes Konzertevent. Pop statt Politik – ist das die Antwort?
Wir sind der Ermöglicher, organisiert wird es vom breitesten Kulturbündnis, das es in Chemnitz je gab. Das ist ein völlig neuer Schulterschluss, damit fängt es schon an. Nur aufgrund der Einladung von Kraftklub ist dieses Line-up möglich. Wir laden damit alle ein, zusammenzukommen, um zu zeigen, wie Chemnitz wirklich ist.
Wie haben Sie persönlich die Demonstrationen erlebt?
Der Montag war unglaublich frustrierend, ein absoluter Tiefschlag. Ich habe mich in die tiefsten Neunziger zurückversetzt gefühlt. Ich bin in Karl-Marx-Stadt geboren, ich habe genug davon gesehen. Danach mussten wir uns alle erst einmal berappeln.
Was wollen Sie jetzt erreichen?
Es beginnt mit einer Haltung. Wir müssen für uns als Stadt klären, wie wir es verhindern, dass der Hass spricht. Die Ereignisse der vergangenen Tage sind jetzt automatisch Teil der Geschichte dieser Stadt, damit müssen wir alle umgehen. Das darf niemand mehr ignorieren.
Wie passt das in die Bewerbung um die Europäische Kulturhauptstadt 2025?
Indem wir uns für Toleranz aussprechen und für ein friedliches Miteinander eintreten. Die Aktivierung möglichst vieler Menschen liegt der Bewerbung zugrunde, Bürgerbeteiligung ist ein ganz wichtiges und wesentliches Instrument der Kulturhauptstadtbewerbung. Am Montag sorgen wir mit einem weiteren Beispiel dafür!
Informationen zum Konzert #wirsindmehr in Chemnitz
Von Jan Sternberg/RND