Ist Putins Krieg der teuerste Konflikt aller Zeiten? Wirtschaftswissenschaftler legt Berechnung vor
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Ukrainische Soldaten entsorgen Munition, die sie nach Abzug der russischen Soldaten eingesammelt haben. Der Krieg in der Ukraine könnte Wladimir Putin eine halbe Milliarde Dollar täglich kosten.
© Quelle: -/Ukrinform/dpa
Der Krieg in der Ukraine ist für Wladimir Putin und Russland teuer. Wie viel der Krieg jedoch tatsächlich kostet, lässt sich unabhängig kaum prüfen. Denn es gibt unterschiedliche Meldungen über Angriffe sowie Gewinne und Verluste, teilweise ist die Quellenlage unübersichtlich. Der finnische Wirtschaftswissenschaftler und Sachbuchautor Tomi Ahonen hat nun auf Twitter eine Überschlagsrechnung vorgelegt. Sein Ergebnis: Ein Kriegstag könnte die Russen bis zu eine Milliarde US-Dollar kosten.
Ahonen geht dabei davon aus, dass 190.000 russische Soldaten an der Invasion beteiligt sind. Daraus folgt, dass die Russen mit rund 19.000 Fahrzeugen in die Ukraine eingefallen sein müssen, denn die russische Militärorganisation sehe vor, dass jeder Soldat einen Platz in einem Fahrzeug haben müsse. Ahonen schätzt daher, dass Russland seit Beginn der Invasion mit 5700 Panzern, 7600 gepanzerten Transportfahrzeugen sowie mit 3800 selbstfahrenden Artilleriefahrzeugen in die Ukraine eingerückt ist. Hinzu kämen 1900 weitere Fahrzeuge wie Luftabwehr-, Kommando- oder Reparaturfahrzeuge.
Für seine Schätzung berechnet Ahonen entsprechend Ausgaben für Treibstoff, Munition für Artillerie und Granatwerfer, Raketen und Söldnerlöhne sowie Kosten für verlorene Ausrüstung. Löhne für Soldaten lässt Ahonen bei seiner Kostenrechnung außen vor – die hätte Moskau auch in Friedenszeiten zahlen müssen.
Kosten wohl bei rund einer halben Milliarde Dollar täglich
Dass Russland in den vergangenen zwei Monaten tatsächlich täglich eine Milliarde Euro für den Krieg in der Ukraine ausgegeben hat, sei jedoch unwahrscheinlich, so Ahonen. Denn die Zahlen bezögen sich auf einen Vorstoß mit allen verfügbaren Mitteln. Das komme allerdings selten vor. Ahonen leitet daher eine realistischere Rechnung von den möglichen Maximalkosten ab. So berechnet er für Artilleriemunition mit 142,5 Millionen Dollar lediglich ein Viertel der maximalen Kosten. Auch für weitere Munition dürften die Russen täglich wohl eher 7,5 Millionen statt 30 Millionen Dollar ausgeben. Die Ausgaben für Treibstoff schätzt Ahonen auf 10,3 Millionen Dollar. Unter dem Strich ergibt diese Rechnung tägliche Gesamtkosten von rund 534 Millionen Dollar.
Hochgerechnet auf die vergangenen zwei Kriegsmonate hätten die Russen dementsprechend seit dem 24. Februar rund 38 Milliarden US-Dollar für den Krieg in der Ukraine ausgegeben.
Vor dem historisch wichtigen 9. Mai, an dem Russland traditionell den Sieg über Nazi-Deutschland feiert, fürchten manche Expertinnen und Experten eine russische Generalmobilmachung. Russland könne dann 900.000 zusätzliche Reservisten mobilisieren. Das würde die Kosten für den Krieg noch einmal deutlich in die Höhe treiben.
RND/dre
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