Koalition im Panikmodus

Lindner, Habeck, Scholz: Wer gewinnt das Kommunikationstriell der Alphatiere?

Liefern sich unbewusst ein „Kommunikationstriell“, wofür es in der breiten Öffentlichkeit unterschiedliche Noten gibt:  Bundeskanzler Olaf Scholz (Mitte, SPD), Robert Habeck (links, Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, und Christian Lindner (rechts, FDP), Bundesminister der Finanzen.

Liefern sich unbewusst ein „Kommunikationstriell“, wofür es in der breiten Öffentlichkeit unterschiedliche Noten gibt: Bundeskanzler Olaf Scholz (Mitte, SPD), Robert Habeck (links, Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, und Christian Lindner (rechts, FDP), Bundesminister der Finanzen.

Der Eine spricht stets, als habe er seine Rede vorformuliert – kein syntaktischer Fehler unterläuft ihm, kein Nebensatz verliert sich im Nirwana. Man könnte das, was er sagt, so drucken, doch es fehlt dem Gesagten oft die menschliche Note.

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Der andere wirkt mitunter, als leide er selbst unter dem, das er da verkünden muss. Es klingt, als habe ihm da sein Gewissen eben befohlen, von der Linie seiner Partei abzuweichen, weil es ja um Lösungen geht.

Und der Dritte sagt wenig, und nicht viel davon bleibt beim Zuhörer danach hängen. Ahnen sie, welche Politiker gemeint sind?

Es besteht die Gefahr einer sehr ernstzunehmenden Wirtschaftskrise.

Christian Lindner,

FDP

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Bundesfinanzminister Christian Lindner gilt allgemein als guter Redner, aber nur mäßiger Kommunikator. „Meine Sorge ist, dass wir in einigen Wochen und Monaten eine sehr besorgniserregende Situation haben könnten“, so der FDP-Politiker am Dienstagabend im ZDF-„heute journal“. Es gehe um drei bis vier, vielleicht fünf Jahre der Knappheit. „Es besteht die Gefahr einer sehr ernstzunehmenden Wirtschaftskrise aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise, aufgrund der Lieferkettenprobleme, aufgrund auch der Inflation.“

Bundeskanzler Scholz: Russland-Sanktionen trotz „Schmerzen“ für Deutschland richtig

Bundeskanzler Olaf Scholz hat am Dienstag auf dem Tag der Deutschen Industrie in Berlin die „beispiellos harten“ EU-Sanktionen gegen Russland verteidigt.

Musterbeispiel einer „unglücklichen Kommunikation“

Für den Politikwissenschaftler und Kommunikationsexperten Fabian Haun ist das das Musterbeispiel einer „unglücklichen Kommunikation“. „Das kann man nicht so allein stehenlassen, weil so die Gefahr eines ‚Spill-Over-Effekts‘ gegeben ist, des Übergreifens einer so negativen Nachricht auf Wirtschaft und Börse, einer sich fortpflanzenden Kettenreaktion. Mir fehlen komplett die Lösungsansätze“, so der geschäftsführende Gesellschafter der Public-Affairs-Beratung elfnullelf in Berlin.

Wir reden darüber, dass der Angriff mit Energie als Waffe gegen uns geführt wird.

Robert Habeck,

Die Grünen

Wenn man so will, dann hatte Lindners Kabinettskollege Robert Habeck zuvor die Krisengesänge eröffnet: Als „sehr schlechte Nachricht“ verkündete er, der russische Präsident Wladimir Putin habe als „ökonomischen Angriff auf uns“ die Gaslieferungen gedrosselt.

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Bis zu diesem Punkt ähnelten sich die Nachrichten der beiden Minister, „doch anders als Lindner präsentierte uns Habeck gleichzeitig einen Lösungsansatz mit“, so Haun. Der Grüne legte nämlich ein Maßnahmenpaket vor, damit der Gasverbrauch in der Industrie sinke, hätte zudem das Wiederhochfahren von Kohlekraftwerken in Erwägung gezogen.

Haun: „Auch wenn die Botschaft schlecht ist, die Menschen honorieren, dass er gleichzeitig Lösungen präsentiert, die sogar von früheren Positionen abweichen oder der Parteilinie widersprechen. Das wird ihm von einem Großteil der Bevölkerung hoch angerechnet, weil es undogmatisch und lösungsorientiert wirkt.“

Das erinnere den Kommunikationsexperten an die Altkanzlerin Angela Merkel, „die ja auch oft sehr lange auf Kommunikation verzichtet hat, was offensichtlich ihr Nachfolger Olaf Scholz jetzt nachahmt. Doch im Unterschied zu ihm hat Angela Merkel, wenn sich dann eine Meinung gebildet hat, diese Linie auch konsequent durchgezogen und ein Machtwort gesprochen, wenn das nötig war.“

Bei Olaf Scholz hingegen wartet die Öffentlichkeit bis heute auf ein Machtwort. „Wenn ich wenig kommuniziere, und mich dann auch noch ständig revidieren muss, wird mir das umso mehr angekreidet“, so Haun.

Baerbock und Habeck in Umfragen am beliebtesten

Das größte Defizit sieht der Kommunikationsexperte in den unterschiedlichen Strategien der handelnden Akteure, „das wirkt nicht geschlossen und überzeugt die Menschen nicht“, so Haun.

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Die jüngsten Meinungsumfragen scheinen das zu bestätigen: Dem ARD-Deutschlandtrend von Anfang Juni zufolge waren mit der Arbeit von Habeck und seiner Parteifreundin Außenministerin Annalena Baerbock jeweils 60 Prozent sehr zufrieden beziehungsweise zufrieden. Scholz kommt lediglich auf 43, Lindner auf 42 Prozent.

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