Nach Putsch im Sudan: Militärjunta will innerhalb einer Woche neuen Regierungschef
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General Abdel Fattah al-Burhan, höchster Militärvertreter im Sudan, spricht während einer Pressekonferenz im Generalkommando der Streitkräfte in Khartum. (Archivbild) Der neue Militärmachthaber im Sudan will innerhalb einer Woche einen neuen Regierungschef ernennen.
© Quelle: Marwan Ali/AP/dpa
Khartum. Der neue Militärmachthaber im Sudan, General Abdel Fattah al-Burhan, will innerhalb einer Woche einen neuen Regierungschef ernennen. Man werde schon bald einen Technokraten nominieren, sagte der Putschistenführer der russischen Staatsagentur Ria Nowosti am Freitag. Demnach gibt es aber noch keine Liste mit Kandidaten. Der neue Regierungschef werde dann das Kabinett zusammenstellen, hieß es weiter.
Das Militär hatte am Montag in dem ostafrikanischen Land mit rund 44 Millionen Einwohnern die Macht übernommen. Al-Burhan, der bisher gemeinsam mit dem nun entmachteten Regierungschef Abdullah Hamduk an der Spitze einer Übergangsregierung stand, verkündete die Auflösung der zivilen Regierung und verhängte einen Ausnahmezustand.
Al-Burhan sollte sich in diesem Jahr aus der Regierung zurückziehen
Im April 2019 wurde Langzeit-Machthaber Omar al-Baschir nach monatelangen Massenprotesten und einem Militärputsch aus dem Amt getrieben. Das Militär, angeführt von Al-Burhan, und die zivile Opposition einigten sich in einem Verfassungsabkommen auf eine gemeinsame Übergangsregierung, die den Weg zu Wahlen 2022 ebnen sollte. Demnach hätte sich Al-Burhan noch dieses Jahr aus der Übergangsregierung zurückziehen, und die Führung des Landes Zivilisten überlassen müssen.
Zudem plante die zivile Regierung umfangreiche wirtschaftliche Reformen, durch die das Militär erhebliche ökonomische Verluste hätte hinnehmen müssen. Das Militär war auch gegen die, von dem entmachteten Regierungschef Hamduk vorangetriebene, Aufarbeitung von Menschenrechtsverstößen, in die teilweise auch Al-Burhan und andere einflußreiche Generäle verwickelt gewesen sein sollen.
Das Internet und viele Telefonleitungen sind weiterhin größtenteils blockiert. Seit der Machtübernahme herrscht Augenzeugen zufolge ein Informationsvakuum. So soll Berichten zufolge die sudanesische Nachrichtenagentur SUNA, zum ersten Mal seit ihrer Gründung vor 60 Jahren, keine Meldungen mehr veröffentlicht haben. Viele Berufsverbände sind in einen Generalstreik getreten. Am Samstag werden landesweite Proteste erwartet.
RND/dpa