Der Mensch lebt nicht vom Brot allein
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Der Oktoberfest-Exzess hat begonnen: Ein Mann trinkt ein Bier und wird im Hofbräu-Zelt von der Menge angefeuert.
© Quelle: Sven Hoppe/dpa
Beim Oktoberfest in München wird wieder gefeiert – und das ist auch gut so. Denn in Zeiten von Krisen und Unsicherheiten brauchen viele Menschen umso dringender ein Ventil, brauchen Feste und Events, denen sie entgegenfiebern und auf denen sie sich austoben können.
In Zeiten der noch immer grassierenden Corona-Pandemie ist das aber nicht frei von Widersprüchen. Denn das Anfeiern gegen das Krisengefühl könnte dazu beitragen, dass die Corona-Krise durch steigende Infektionszahlen ein weiteres Mal verstärkt wird. Dass die Ansteckungen durch das gigantische Volksfest ansteigen, daran besteht kaum ein Zweifel. Doch eine Überlastung des Gesundheitssystems ist nicht zu erwarten. Und wer bislang noch nicht mit dem Coronavirus infiziert war, den wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit ohnehin noch treffen.
Corona, Grippe, Affenpocken: Wie hoch ist die Ansteckungsgefahr auf dem Oktoberfest?
Bierselige Massen eng gedrängt in der dunstigen Enge der Zelte, Hunderttausende im Gedränge an Fahrgeschäften und Buden. Erreger haben leichtes Spiel.
© Quelle: dpa
Feiern in Zeiten der Krise
Man muss das Oktoberfest mit seinem exzessiven Alkoholkonsum und den noch exzessiveren Bierpreisen nicht mögen, um den Wert anzuerkennen, den das Volksfest für zahlreiche Menschen hat. Man muss auch kein Freund elektronischer Tanzmusik sein, um sich daran zu erfreuen, dass Technoclubs längst wieder gut gefüllt sind. Ebenso verhält es sich mit Fußballspielen, Theatervorführungen, Konzerten oder Comedyshows. Wir Menschen brauchen die Kultur, wir brauchen Unterhaltung und Spaß – auch für unsere ganz persönliche, emotionale Resilienz in schwierigen Zeiten.
Kultur und Freizeitspaß dürfen kein Privileg der Besserverdienenden sein
Das Oktoberfest mit seinen gepfefferten Preisen ist jedoch eine gute Gelegenheit, daran zu erinnern, dass sich insbesondere in Zeiten allgemeiner Teuerung immer weniger Menschen Kultur und Feierei leisten können. Auch das darf in der Debatte über staatliche Entlastung für Menschen mit geringen Einkommen nicht vergessen werden. Denn der Mensch lebt nicht vom Brot allein und Kunst, Kultur und Freizeitspaß dürfen nicht noch mehr zu einem Privileg der Besserverdienenden werden.