Polizei nimmt Verdächtige nach Journalisten-Mord fest
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Ein Polizist steht vor dem Haus eines Verdächtigen, das am Donnerstag durchsucht wurde.
© Quelle: AP
Bratislava. Im Zuge der Durchsuchungen sollten etwa zehn Verdächtige festgenommen werden, sagte slowakische Polizeichef Tibor Gaspar am Donnerstag. Weitere Einzelheiten nannte er nicht.
Der investigative Journalist Jan Kuciak hatte vor seinem Tod zuletzt über Verbindungen der slowakischen Regierung zum italienischen Mafiaring 'Ndrangheta in der östlichen Slowakei berichtet. Die Leichen des 27-Jährigen und seiner Verlobten Martina Kusnirova wurden am Sonntagabend in ihrem Haus im Dorf Velka Maca gefunden. Sie waren nach Polizeiangaben durch Schüsse in Kopf und Brust im Stil einer Hinrichtung getötet worden.
Slowakische Medien berichteten, bei einem der Festgenommenen handele es sich um Antonino Vadala, einem Italiener, der mit mindestens zwei Regierungsberatern aus dem Umfeld von Ministerpräsident Robert Fico Geschäfte gemacht habe. Die beiden haben bereits angekündigt, ihre Ämter bis zur Klärung des Falls ruhen zu lassen. In seinem letzten, unvollendeten Artikel hatte Kuciak die Berater namentlich genannt.
EU will „Licht ins Dunkel bringen“
Der Mord hatte internationales Aufsehen hervorgerufen. Das Europaparlament will ein Team entsenden, das die Todesumstände untersucht. EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani kündigte am Donnerstag in Brüssel an, einen entsprechenden Beschluss vorzubereiten. Der CSU-Abgeordnete Manfred Weber hatte zuvor als Vorsitzender der christdemokratischen EVP-Fraktion einen entsprechenden Antrag gestellt.
Wie Weber erklärte, könnten die Morde nach jüngsten Berichten auch mit der Veruntreuung von EU-Geldern in Zusammenhang stehen. „Das Europäische Parlament muss die treibende Kraft sein, um Licht ins Dunkel der Vorfälle in der Slowakei zu bringen“, sagte er.
Unterstützung bekam Weber unter anderem von dem Grünen-Abgeordneten Sven Giegold. „Journalisten müssen das Recht haben, frei zu arbeiten, auch wenn sie zu Korruptions- und Steuerfällen recherchieren“, kommentierte er im Parlament.
Von RND/dpa