Prävention statt Polizei – warum es eine neue Drogenpolitik braucht
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Wegen Drogenbesitzes für den Eigenbedarf ins Gefängnis? Das muss nicht sein, wie Portugal seit 20 Jahren zeigt. Dort setzt man auf Prävention und Beratung statt Bestrafung.
© Quelle: Christian Charisius/dpa
Berlin. Es ist Zeit für einen Wandel in der deutschen Drogenpolitik. Wie bereits im Vorjahr ist die Zahl der Drogentoten in Deutschland im vergangenen Jahr erneut angestiegen. 1581 Menschen starben laut dem am Dienstag veröffentlichten Lagebild des Bundeskriminalamts zur Rauschgiftkriminalität an illegalen Drogen. Das sind etwa 13 Prozent mehr als noch 2019. Und noch immer setzt die Bundesregierung, setzen auch die Länder auf eine Politik der Bestrafung.
Natürlich gehören der internationale Drogenhandel und die gewalttätigen und menschenverachtenden kriminellen Organisationen, die ihn betreiben, bekämpft. Das Vorgehen von Polizei und Justiz gegen Drogenabhängige und andere Drogenkonsumenten muss jedoch keine Selbstverständlichkeit sein.
Mit Entkriminalisierung gegen das Drogenproblem
In Portugal hat man das schon vor 20 Jahren erkannt. Das kleine Land im Südwesten Europas hat damals den Besitz aller Drogen für den eigenen Konsum entkriminalisiert – um eines wachsenden Drogenproblems Herr zu werden.
Bis zur Obergrenze von zehn Tagesdosen ist selbst der Besitz von Heroin und Kokain dort nur noch eine Ordnungswidrigkeit, der Handel wird dagegen weiter bekämpft. Statt einer Geld- oder gar Haftstrafe werden Drogenkonsumenten zu einem Beratungsgespräch verpflichtet, ihnen werden Therapieangebote gemacht. Der portugiesische Weg gilt als Erfolgsmodell, die Zahl der Drogentoten hat seit seiner Einführung rapide abgenommen.
Mehr Ressourcen für Prävention und Beratung
Auch für Deutschland wäre das nur wünschenswert: Müssten Polizei und Justiz sich nicht länger mit kleinen Konsumenten herumplagen, würden Ressourcen frei, die in den Kampf gegen die organisierte Kriminalität gesteckt werden könnten. Und das Geld, das durch einen solchen Ansatz eingespart würde, wäre in Aufklärung, Präventionsmaßnahmen und Therapien für Abhängige deutlich besser investiert.