„Pro Klasse ein bis zwei betroffene Kinder“: Giffey fordert besseren Schutz vor Missbrauch

"Wir dürfen und werden das nicht hinnehmen“: Bundesfamilienministerin Franziska Giffey, SPD.

"Wir dürfen und werden das nicht hinnehmen“: Bundesfamilienministerin Franziska Giffey, SPD.

Berlin. Auch zehn Jahre nach der Aufdeckung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche sieht Bundesfamilienministerin Franziska Giffey noch erheblichen Handlungsbedarf zum Schutz von Kindern und Jugendlichen. „Ob in Schulen, Kitas, Kirchgemeinden oder Sportvereinen – wir müssen überall den bestmöglichen Schutz von Kindern ermöglichen und unsere Anstrengungen weiter intensivieren“, sagte die SPD-Politikerin dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

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„Denn die Zahlen sind nach wie vor erschreckend hoch: Experten der WHO gehen davon aus, dass eine Million Kinder in Deutschland Missbrauch erlebt haben oder erleben – das sind pro Schulklasse ein bis zwei betroffene Kinder“, betonte Giffey. „Wir dürfen und werden das nicht hinnehmen“, mahnte sie.

Gefordert seien alle Bürgerinnen und Bürger: „Wir sehen bei Missbrauchsfällen im Nachhinein oft, dass immer noch viel zu häufig unklar ist, wie man in einer solchen Situation helfen kann oder dass sogar weggeschaut wird, wenn ein Verdacht im Raum steht“, kritisierte Giffey.

Giffey: Menschen ermutigen zu handeln

Die Ministerin würdigte Anstrengungen, die seit der Aufdeckung der Missbrauchsfälle am Berliner Canisius-Kolleg vor zehn Jahren ergriffen wurden, um Kinder und Jugendliche vor sexualisierter Gewalt zu schützen und Betroffene besser zu unterstützen. „Wir haben das Amt des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs geschaffen. Zusammen mit dem Betroffenenrat haben wir so inzwischen starke Strukturen, die sich dauerhaft und mit großem Engagement für diese wichtige Aufgabe einsetzen“, sagte Giffey. Zudem gebe es seit Dezember den Nationalen Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen. „Hier arbeiten wir gemeinsam mit verschiedenen Bundesressorts, mit Ländern, Kommunen und engagierten Menschen an konkreten Maßnahmen für einen noch besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt und für die Unterstützung von Betroffenen“, erläuterte Giffey.

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„Ich möchte Menschen ermutigen zu handeln, wenn sie sich um ein Kind sorgen“, sagte Giffey dem RND. Das Hilfeportal des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs sei hier eine wichtige erste Anlaufstelle.

Am 28. Januar 2010 wurde bekannt, dass am katholischen Elitegymnasium Canisius-Kolleg in Berlin zwischen 1975 und 1982 mindestens 22 Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht worden sein sollen. In den folgenden Wochen kamen Fälle in katholischen Einrichtungen in ganz Deutschland ans Licht.

Laut einer von der Deutschen Bischofskonferenz in Auftrag gegebenen und im September 2018 veröffentlichten Studie sind bundesweit in den Personalakten von 1946 bis 2014 insgesamt 1670 Kleriker wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger beschuldigt worden. Es gab 3677 Opfer. In 62,8 Prozent der dokumentierten Fälle waren die Opfer männlich, in 34,9 Prozent weiblich, bei 2,3 Prozent fehlten Angaben zum Geschlecht. Die Zahl der tatsächlich betroffenen Personen liege den Forschern zufolge deutlich höher.

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