Rätsel um Nazi-Verbrecher wohl gelöst

Mit diesem Bild des NS-Verbrechers Alois Brunner aus dem Jahr 1940 fahndeten die Staatsanwaltschaften Köln und Frankfurt nach dem Mann, dem Mord an 100.000 Juden vorgeworfen wurde.

Mit diesem Bild des NS-Verbrechers Alois Brunner aus dem Jahr 1940 fahndeten die Staatsanwaltschaften Köln und Frankfurt nach dem Mann, dem Mord an 100.000 Juden vorgeworfen wurde.

Paris/Damaskus. Der NS-Kriegsverbrecher Alois Brunner soll nach Recherchen eines französischen Magazins 2001 unter elenden Bedingungen in Syrien gestorben sein. Er habe die letzten Jahre seines Lebens in einer Kellerzelle des Geheimdienstes in Damaskus verbracht, berichtete das Magazin „XXI“ am Mittwoch. Es berief sich auf Interviews mit drei früheren syrische Geheimdienstmitarbeitern, von denen einer sich mit seinem echten Namen zitieren ließ.

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„Sie haben ihn sehr schlecht behandelt“, sagte einer der Männer über Brunners letzte Jahre. „Er war sehr müde, sehr krank. Er litt und hat viel geschrien, alle haben ihn gehört.“ Brunner habe „abstoßendes Zeug“ zu essen bekommen. Nach dem Bericht soll der frühere SS-Hauptsturmführer bis ins Alter ein überzeugter Nazi gewesen sein.

Brunner galt als „Ingenieur der Endlösung“

Der 1912 in Österreich geborene Brunner galt als „Ingenieur der Endlösung“ und enger Mitarbeiter des 1962 in Israel hingerichteten Adolf Eichmann. Nach Angaben des Simon-Wiesenthal-Zentrums war Brunner verantwortlich für die Deportation von 128 500 Juden aus Frankreich und anderen Ländern. Das Schicksal des international gesuchten Kriegsverbrechers gab lange Rätsel auf.

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Immer wieder gab es widersprüchliche Berichte dazu, ob er noch lebt. 2001 verurteilte die französische Justiz ihn in Abwesenheit wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft. 2014 verkündete das Wiesenthal-Zentrum, dass Brunner nach Angaben eines deutschen Geheimdienstlers Jahre zuvor in Damaskus gestorben sei.

Frühere SS-Mann wurde wohl diskret beerdigt

Reporter der Illustrierten „Bunte“ hatten den ehemaligen SS-Offizier 1985 in Syrien aufgespürt. Später soll Brunner dem „XXI“-Bericht zufolge systematisch vom Geheimdienst abgeschirmt worden sein, den er seit den 1950er Jahren mit aufgebaut habe. Der „Nazi-Jäger“ Serge Klarsfeld sagte dem Magazin, er habe in den 1980er Jahren von einem in Syrien aktiven französischen Agenten erfahren, dass Brunner das dortige Regime beraten habe.

Schon von 1989 an habe Brunner in seiner Wohnung in einem wohlhabenden Viertel von Damaskus quasi unter Hausarrest gestanden, erzählte Abou Yaman, damals zu Brunners Schutz eingeteilt, der heute in Jordanien lebt. Später sei er dann ins Kellergeschoss der Zentrale der Einheit für Spionageabwehr gebracht worden, sagte ein anderer Ex-Geheimdienstler. „Nach 1995, 1996 oder 1997. Aber vor 1999, das ist sicher.“ Es habe Angst vor einem Bombenangriff gegeben oder dass Brunner fotografiert wird. Nach seinem Tod im Alter von 89 Jahren sei der frühere SS-Mann diskret in Damaskus beigesetzt worden.

„Es ist ein schwacher Trost“

„Wenn dieser Bericht stimmt, dann bin ich extrem glücklich, dass er wie ein Hund gestorben ist, dass er gelitten hat“, sagte der Direktor des Jerusalemer Wiesenthal-Zentrums, Efraim Zuroff,. „Es ist ein schwacher Trost, aber trotzdem ein Trost.“ Soweit er wisse, habe es Interviews mit syrischen Geheimdienstmitarbeitern gegeben. Er warte allerdings noch darauf, diese Interviews zu sehen.

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Von dpa/RND

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