Bahn stellt Pläne für Großprojekt „Alpha E“ vor
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Anwohner befürchten eine erhebliche Zunahme des Güterverkehrs – etwa in Otze an der Bahnstrecke zwischen Celle und Lehrte.
© Quelle: HAZ
Hannover. Das seit Jahrzehnten größte Bahnprojekt in Niedersachsen rückt näher an die Landeshauptstadt heran. In diesem Jahr will die Deutsche Bahn mit ihren Vorplanungen in der Region Hannover beginnen. „Kurz vor Weihnachten haben wir die Finanzierungszusage des Bundes dafür bekommen“, sagte Projektmanager Matthias Hudaff am Mittwoch bei einer Informationsveranstaltung in Hannover, an der rund 100 eingeladene Vertreter von Anliegerkommunen und –verbänden teilnahmen. Die Skepsis gegenüber dem von einem breiten politischen Bündnis getragenen „Alpha-E-Projekts“, das frühere Pläne für eine „Y-Trasse“ abgelöst hat, ist bei den Betroffenen groß.
Politiker und Bürger unter anderem in Burgdorf, Lehrte und Burgwedel treibt die Sorge um, dass Lärmschutz und Bahnübergänge dem wachsenden Güterverkehr nicht angepasst werden. Im Zuge der sogenannten Blockverdichtung sollen zunächst auf Streckenabschnitten weiter nördlich zwischen Uelzen und Celle die Abstände zwischen den Signalen verkürzt werden, sodass mehr Züge gleichzeitig auf den Gleisen unterwegs sein können. Die Initiativen fordern, frühzeitig einen Runden Tisch einzurichten.
Bundesgesetz als „wichtiger Meilenstein“
Mit solchen Runden Tischen hat die Bahn bereits im Raum Rotenburg-Verden Erfahrungen gemacht. „Dort kommen wir sehr gut voran“, sagte Hudaff. Alexander Lanz vom Bundesverkehrsministerium ergänzte, das Inkrafttreten des Bundesverkehrswegegesetzes Ende Dezember 2017 sei ein „wichtiger Meilenstein“ für die Fortsetzung des Großvorhabens Richtung Osten und Süden gewesen: „Sonst hätten wir nicht die Möglichkeit, Planung und Dialog zu finanzieren.“ Die frühe Einbeziehung der Öffentlichkeit sei ausdrücklich erwünscht.
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So weit wie im Raum Verden sei man in der Region Hannover aber noch lange nicht, betonte Projektmanager Hudaff. Die Vorplanung werde europaweit ausgeschrieben, könne vermutlich im Sommer beginnen und werde für den östlichen Abschnitt zwischen Celle und Lehrte vermutlich nicht vor Ende 2020 abgeschlossen sein. Schneller gehen könnte es im Westen mit der geplanten Blockverdichtung zwischen Nienburg und Wunstorf. Fragen nach konkreten Lärmschutzmaßnahmen und Bahnkreuzungen könnten zurzeit noch nicht beantwortet werden, sagte Hudaff.
Bahnübergänge schon jetzt ein Problem
Zu der Informationsveranstaltung im Dormero-Hotel war auch Manfred Kuchenbecker von der Bürgerinitiative Otze Schiene (Bios) gekommen. Er und andere Anlieger der Ausbaustrecke mahnen zur Eile bei der Beteiligung der Betroffenen: „Erst dann können wir unsere Forderungen wirklich einbringen.“ Der Umbau der Bahnübergänge etwa in Aligse, Ehlershausen und Otze sei schwierig und nicht schnell zu machen –sie liegen mitten in Ortschaften oder an viel befahrenen Straßen.
Udo Rösler von der Lehrter Bürgerinitiative sagte: „Wir werden nicht aufgeben, auch auf unsere Politiker immer wieder zuzugehen.“ In Aligse seien die Schranken schon jetzt neuneinhalb Stunden am Tag geschlossen. Die Ausbaupläne könnten dazu führen, dass demnächst doppelt so viele Züge durch den Ort rollen.
Alexander Lanz vom Bundesverkehrsministeriumkündigte an, bei den Vorplanungen werde nach der jeweils für Mensch, Flora und Fauna schonendsten Lösung gesucht. Es gelte, im Einzelfall abzuwägen: „Wenn eine Lärmschutzwand zu hoch ist, kann es sein, dass ein Anwohner wegen Verschattung klagt.“
Das Ausbauvorhaben Alpha E ist das größte Bahnprojekt in Niedersachsen seit 1988 die Neubaustrecke Hannover-Würzburg in Betrieb ging. Sie soll vor allem dem wachsenden Güterverkehr insbesondere von und zu den Seehäfen Rechnung tragen. Nachdem Bundesverkehrsministerium und Bahn lange die sogenanngte Y-Trasse favorisiert worden war, einigte man sich in einem aufwändig organisierten „Dialogforum Schiene Nord“ mit Anliegerkommunen, Verkehrs- und Bürgerinitiativen auf die Alternative Alpha E. Der Name bezieht sich auf die Streckenführung, die an ein A erinnert. Im Bundesverkehrswegeplan sind für das Ausbauprojekt 3,8 Milliarden Euro veranschlagt. Als ehrgeizige Zielzeit für die Fertigstellung der 396 Streckenkilometer wird das Jahr 2030 genannt. Neben zusätzlichen Gleisen für bestehende Strecken werden neue Ortsumfahrungen diskutiert. Auch der Personenverkehr soll vom Streckenausbau profitieren. „Die Fahrt Hannover-Hamburg im ICE wird 11 Minuten schneller“, kündigte Hudaff an. Lange Diskussion um Streckenausbau
Unterstützung vom Land
Hans-Peter Wyderka, Referatsleiter des neuen Landesverkehrsministers Bernd Althusmann (CDU), sagte: „Wir werden die Kommunen beim Thema Bahnübergänge nicht alleine lassen.“ Grundsätzlich gilt, dass sich die Kommunen zu einem Drittel an den Kosten neuer Übergänge beteiligen müssen; das Land hat ihnen schon unter Althusmanns Vorgänger Olaf Lies (SPD) Hilfe in Aussicht gestellt. Bürgerinitiativen und Anliergerkommunen zeigten sich am Mittwoch über die Kontinuität erfreut. „Schön, dass die Landesregierung das nach wie vor so unterstützt“, meinte Jan-Hinrich Brinkmann von der Stadt Burgdorf, der auch Mitglied im Projektbeirat ist. Das sieht auch Claudia Meyer-Appel von der Stadt Lehrte so. „Wir würden gern noch vor den ersten Planungen mit der Bahn reden“, ergänzte die Stadtplanerin.
Im Bundesverkehrswegeplan sind für das Ausbauprojekt „Alpha E“ 3,8 Milliarden Euro veranschlagt. Als ehrgeizige Zielzeit für die Fertigstellung der 396 Streckenkilometer wird das Jahr 2030 genannt. Neben zusätzlichen Gleisen für bestehende Strecken werden neue Ortsumfahrungen diskutiert. Ein beträchtlicher Teil des Güterverkehrs soll von der Straße auf die Schiene verlagert werden –die Rede ist von rund 3000 Lkw-Fahrten pro Tag weniger in Niedersachsen. Auch der Personenverkehr soll vom Streckenausbau profitieren. „Die Fahrt Hannover-Hamburg im ICE wird 11 Minuten schneller“, kündigte Hudaff an.
Auf der Internetseite hamburg-bremen-hannover.de informiert die Bahn ausführlich über das Projekt und seine Fortschritte.
Von Gabriele Schulte