Forscher wollen Hyperloop auf alter Transrapid-Strecke testen
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Seit acht Jahren stillgelegt: Die Testrecke des Transrapids bei Lathen im Emsland. Sie könnte nun für aktuelle wissenschaftliche Zwecke reaktiviert werden.
© Quelle: Carmen Jaspersen/dpa
Lathen. Dort, wo bis vor acht Jahren der Transrapid durchs Emsland gefahren ist, wollen Wissenschaftler nun eine neuere Technik des Hochgeschwindigkeitsverkehrs erforschen: die Hyperloop-Technologie. Die niedersächsischen Hochschulen Emden/Leer und Oldenburg planen ein europäisches Hyperloop-Forschungszentrum in Lathen.
Um die stillgelegte Transrapid-Teststrecke umzubauen, haben die beiden Hochschulen eine finanzielle Förderung beim niedersächsischen Wissenschaftsministerium beantragt, wie eine Sprecherin des Ministeriums bestätigte. Einen Beschluss gebe es noch nicht. „Wir sind noch in einer sehr frühen Phase“, sagte die Sprecherin.
„Lathen ist weltweit der beste Standort“
Die gut 31 Kilometer lange Strecke im Emsland biete beste Voraussetzungen für ein solches Projekt, sagt Physikprofessor Walter Neu. Gemeinsam mit dem Maschinenbauprofessor Thomas Schüning leitet er die Hyperloop-Forschung der beiden Hochschulen. „Lathen ist weltweit der beste Standort, der mir einfallen würde. Es wäre eine Mammutaufgabe, das alles irgendwo anders neu aufzubauen“, sagt Neu. Das US-Unternehmen HyperloopTT betreibt zwar nach eigenen Angaben bereits eine Teststrecke in Frankreich – diese ist allerdings deutlich kürzer.
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So könnte ein Hyperloop-Zug aussehen.
© Quelle: Hyperloop Transportation Technologies
Ein Hyperloop-Zug, der aus magnetisch schwebenden Kapseln besteht, kann Schallgeschwindigkeit erreichen – also bis zu ungefähr 1200 Kilometer pro Stunde. Im Gegensatz zur Magnetschwebetechnik beim Transrapid fährt der Zug durch eine Röhre, in welcher der Luftdruck verringert wird.
Kosten von rund 40 Millionen Euro
Um die alte Transrapid- in eine Hyperloop-Teststrecke umzubauen und das Forschungszentrum zehn Jahre lang zu betreiben, rechnen die Forscher mit Kosten von rund 40 Millionen Euro. Es handele sich dabei allerdings nur um eine sehr grobe Schätzung, betont Neu. „Und das ist natürlich nichts, was das Land finanzieren soll“, sagt er. Für das Projekt erhoffen sich die Hochschulen eine Förderung von Bund und EU.
Mit einem Kooperationsstudiengang der beiden Hochschulen haben die Professoren in den vergangenen Jahren eine eigene Hyperloop-Kapsel mit dem Namen Hyperpod X entwickelt. Damit nahm die Projektgruppe, an der sich mittlerweile rund 40 Studenten beteiligen, bereits an drei Wettbewerben in den USA teil. Bei dem von SpaceX und Tesla-CEO Elon Musk ausgerichteten Wettstreit messen sich Hochschulen aus der ganzen Welt, Hyperpod X schaffte es im vergangenen Jahr unter die besten Zehn.
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Die Studenten um Professor Walter Neu (Mitte) präsentieren den Prototypen des Hyperpod X.
© Quelle: Ingo Wagner/dpa
Erst mal nur Rohrpost im Hyperloop
Den Fokus legen die niedersächsischen Wissenschaftler zunächst auf Warentransport, also Rohrpost. „Durch die evakuierte Atmosphäre in der Röhre müsste man eine druckfeste Kapsel bauen, um auch Menschen zu befördern“, sagt Neu. Rein technisch sei das keine große Herausforderung, schließlich müssen auch Flugzeugkabinen druckfest sein. Allerdings ergebe die Technik zur Personenbeförderung auf kurzen bis mittleren Distanzen wenig Sinn. Denn um die hohe Geschwindigkeit zu erreichen, muss der Zug bei einer kurzen Strecke sehr stark beschleunigen und auch wieder sehr stark abbremsen. „Das ist dann wie in der Achterbahn. Bei Waren ist das kein Problem, solange sie gut gesichert sind, aber als Passagier will man das nicht erleben“, sagt Neu.
Doch der Physiker bleibt optimistisch: „Das, was wir beim Warentransport lernen, können wir später in der Personenbeförderung anwenden.“ Die Projektgruppe führe auch schon Gespräche mit mehreren interessierten Unternehmen, darunter Autobauer Volkswagen.
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2006 kamen bei einem schweren Unglück 23 Menschen ums Leben, 2011 wurde die Transrapid-Teststrecke stillgelegt.
© Quelle: Philipp von Ditfurth
Die Transrapid-Teststrecke in Lathen wurde 1987 eröffnet und 2011 stillgelegt. Bei einem schweren Unfall starben dort im September 2006 23 Menschen, die als Besucher an einer Testfahrt teilgenommen hatten.
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