Die Seuchengefahr mit dramatischen Folgen gehörte auch früher zu großen Festen wie Weihnachten, sagt der Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann im Interview.
Hannover. Herr Prof. Kaufmann, wir erleben Weihnachten und die Vorweihnachtszeit unter erheblichen Ausnahmebedingungen wegen Corona. Hat es so etwas schon gegeben?
Zunächst muss man bedenken, dass die herausragende Bedeutung, die Weihnachten heute für uns hat, eher eine Folge des 19. Jahrhunderts ist. Das hängt mit Familienvorstellungen zusammen, mit einer gepflegten Bürgerlichkeit. Aber die großen Kirchenfeste waren schon von jeher von Epidemien bedroht. Das war in der Vormoderne bis ins 18. Jahrhundert hinein in erster Linie die Pest. Da gab es ähnliche Erscheinungen, wo Personengruppen keinen Zugang zum Gottesdienst hatten, wo etwa Beisetzungen hygienisch gesichert stattfinden mussten.