Zeichen für russische Verhandlungsbereitschaft?

Russlands Propagandasymbol: Warum das Z inzwischen immer seltener zu sehen ist

Dieses von der russischen Staatsagentur Tass verbreitete Bild zeigt Uniformierte auf dem Weg zum Kontrollpunkt Perekop, die auf der Ladefläche eines Lastwagens sitzen, auf den ein weißes Z aufgemalt ist (Symbolbild).

Dieses von der russischen Staatsagentur Tass verbreitete Bild zeigt Uniformierte auf dem Weg zum Kontrollpunkt Perekop, die auf der Ladefläche eines Lastwagens sitzen, auf den ein weißes Z aufgemalt ist (Symbolbild).

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Das Z ist längst zum Symbol des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine geworden. Erstmals gesichtet wurde der weiß aufgemalte Buchstabe Ende Februar 2022 auf russischen Militärfahrzeugen, die auf dem Weg in die Ukraine waren. Anschließend breitete sich die Markierung, die offenbar für „Za Pobedu“ („Für den Sieg“) steht, rasant aus und war zunehmend auch auf Autos oder Bushaltestellen sowie Kleidung oder Bildern in den sozialen Netzwerken zu sehen. Kurzum: Es ist zum Propagandasymbol der russischen Invasion geworden.

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In Deutschland kann das Zeigen des Z-Symbols nach Angaben des Bundesinnenministeriums als öffentliche Billigung des Krieges strafbar sein. Möglich sind bis zu drei Jahre Haft oder eine Geldstrafe. Doch trotz der rasanten Ausbreitung und der großen Popularität in Russland scheint man das Zeichen inzwischen immer seltener zu sehen. Auch Emily Ferris, eine auf russische Politik spezialisierte wissenschaftliche Mitarbeiterin am Royal Services Institute, hat dieses Phänomen erkannt. Gegenüber „Euronews“ erklärte sie jüngst, dass der Rückgang sogar auf russische Verhandlungsbereitschaft im Krieg hindeuten könnte. Es sei möglich, „dass die Behörden erkannt haben, dass die Menschen den Krieg weniger ernst nehmen und einfach wollen, dass er endet“, sagte Ferris.

Das sieht Gerhard Mangott anders. Der Professor für internationale Beziehungen an der Universität Innsbruck stellte im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) klar: „Ich teile die Ansicht von Ferris nicht, dass dieses langsame Verschwinden von Z ein Hinweis darauf sei, dass Russland zu Verhandlungen bereit sein könnte und dieses Symbol des Krieges deshalb nicht mehr verwendet. Russland ist in keiner Weise zu Verhandlungen bereit.“

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Mangott: Bevölkerung kann mit dem Z-Symbol „gar nichts anfangen“

Dass das Symbol aber in den Hintergrund gerückt ist, hat auch Mangott erkannt. Dies sei allerdings „kein neuer Trend, sondern das ist etwas, das wir schon seit Monaten beobachten können“, erklärte er und fügte an: „Ich sage, dass die Verwendung dieses Symbols Z zu Propagandazwecken bereits im Laufe des zweiten Halbjahres des letzten Jahres zurückgegangen ist.“ Der Grund dafür sei aber nicht, „dass sich Russland vom Krieg abwenden würde“, sondern, dass das Symbol „eigentlich niemandem etwas sagt, was es bedeutet“, so der Politikwissenschaftler.

Unklare Lage in russischer Grenzregion Belgorod

Russische Freiwilligenkorps reklamierten die Angriffe für sich. Die Lage in der russischen Region Belgorod an der Grenze zur Ukraine ist aber weiter unklar.

Dazu komme, dass es das Symbol „nicht einmal als russischen Buchstaben“ gebe und „sich nie wirklich eine Begründung durchgesetzt hat, warum man dieses Z verwendet“. „Es gibt unzählige Interpretationen“, meint Mangott. Seine These: „Ich glaube, dass der Umstand, dass viele in der russischen Bevölkerung mit diesem Z gar nichts anfangen konnten, dazu geführt hat, dass es immer stärker in den Hintergrund getreten ist.“

Trotzdem sei es noch längst nicht so, dass das Symbol gänzlich verschwunden ist. „Ich war erst vor dreieinhalb Wochen in Moskau und habe noch genug Z-Symbole gesehen“, sagte der 56-Jährige.

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