Scheuers Teilsieg gegen die Autoindustrie
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Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU): Unzählige Drohungen, Krisengipfel und Spitzengespräche.
© Quelle: dpa
Berlin. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen – und genauso mühsam schreitet die Bundesregierung in diesem Herbst bei der Bewältigung der Dieselkrise voran. Immerhin hat Verkehrsminister Andreas Scheuer jetzt einen Teilsieg im Ringen mit der deutschen Autoindustrie errungen. Unzählige Drohungen, Krisengipfel und Spitzengespräche waren nötig, damit sich die einstige Vorzeigebranche endlich ihrer Verantwortung für saubere Luft und funktionierende Technik stellt.
Immerhin: Die Bundesregierung kommt ihrem Versprechen näher, dass am Ende nicht die Autofahrer die Zeche für die schmutzigen Tricks der Autobauer bezahlen müssen. 3000 Euro soll die Nachrüstung eines alten Diesels mit einem modernen Abgasreinigungssystem kosten. Die deutschen Konzerne Volkswagen und Daimler sind nun bereit, diese Kosten vollständig zu tragen. BMW zahlt die 3000 Euro unabhängig davon, ob ein Kunde nachrüstet oder nicht. Die Münchner hatten sich bis zuletzt hartnäckig geweigert, den Sinn von Nachrüstungen für die Lösung der Stickstoffproblematik anzuerkennen.
Wer auf dem Land wohnt, hat das Nachsehen
Gelöst ist die Dieselkrise damit allerdings noch lange nicht. Die Autobauer bezahlen die Nachrüstung nur, wenn der entsprechende Dieselfahrer auch von Fahrverboten betroffen ist. Wer also fernab der Großstädte wohnt und sich über den Wertverlust seines Autos ärgert, hat das Nachsehen. Das Gleiche gilt für Fahrer ausländischer Fabrikate. Deren Hersteller will Scheuer sich in weiteren Gesprächen vorknöpfen. Ein anderes Problem kommt hinzu: Für die Nachrüstung sind aufwändige Umbauten an der Karosserie eines Autos notwendig, Folgeschäden nicht ausgeschlossen. Es spricht Bände, dass bislang noch kein einziger Zulieferer die Genehmigung für ein Nachrüstsystem beim Kraftfahrtbundesamt beantragt hat.
Wer trotz Fahrverboten mobil bleiben will, dem bleibt bis auf weiteres nur eine einzige Möglichkeit: Ein neues Auto zu kaufen – und sich über den Wertverlust des alten Wagens zu ärgern.
Von Andreas Niesmann/RND