Seehofer fordert Psychotest für Waffenbesitzer
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Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) äußert sich vor der Bundespressekonferenz zu weiteren Entwicklungen nach dem mutmaßlich rechtsradikalen Anschlag in Hanau mit mehreren Toten.
© Quelle: Wolfgang Kumm/dpa
Berlin. Als Reaktion auf die Terrortat von Hanau will Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), dass Waffenbesitzer in Zukunft regelmäßig psychologisch untersucht werden.
“Wenn jemand einen Waffenschein hat, muss er regelmäßig überprüft werden”, sagte Seehofer der “Bild”. Darüber sei er sich mit Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) einig. Bereits vor dem Erwerb eines Waffenscheines oder einer Waffenbesitzkarte müsse ein medizinisches Gutachten her, forderte der CSU-Politiker.
Attentäter von Hanau wurde vor einem Jahr einer Eignungsprüfung unterzogen
Bislang müssen sich Besitzer einer Waffenbesitzkarte ihre Eignung zum Führen eingetragener Waffen alle drei Jahre bestätigen lassen. Der mutmaßliche Attentäter von Hanau, Tobias R., hatte zuletzt im vergangenen Jahr einen solchen Eignungstest absolviert.
Mitarbeiter der zuständigen Kreisbehörde im hessischen Gelnhausen hatten ihn in Hanau aufgesucht, mit ihm gesprochen und sich die Waffen zeigen lassen. Auffälligkeiten stellten sie dabei offenbar nicht fest.
Wir haben in Deutschland nicht die strengsten, sondern die kompliziertesten Waffengesetze.
Lars Winkelsdorf
Waffenexperte
Der Hamburger Waffenexperte Lars Winkelsdorf übte massive Kritik an den bestehenden Regelungen. “Wir haben in Deutschland nicht die strengsten Waffengesetze, sondern die kompliziertesten”, sagte Winkelsdorf dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Die Behörden seien überfordert und in ein heilloses Kompetenzwirrwarr verstrickt.
“Es gibt allein mehr als 560 lokale Waffenbehörden. Hinzu kommen 16 Landeskriminalämter, ein Bundeskriminalamt, das Bundesverwaltungsamt, das Bundeswirtschaftsministerium, die Bundesanstalt für Materialprüfung und die Inlandsgeheimdienste. Ich fordere ein zentrales Waffenbundesamt, damit dieses Durcheinander aufhört”, sagte Winkelsdorf, der sich bereits mehrfach vor dem Innenausschuss des Bundestages kritisch zum deutschen Waffenrecht geäußert hat.