Sportliche Existenzängste: Politiker besorgt wegen Situation der Vereine
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Der Vereinsleben in großen Teilen Deutschlands ist zum Erliegen gekommen.
© Quelle: Getty Images
Berlin. Sportpolitiker des Bundestages und das für den Spitzensport zuständige Bundesinnenministerium haben sich nach der jüngsten Umfrage der Deutschen Sporthochschule in Köln besorgt gezeigt, wonach jeder zweite Sportverein in Deutschland wegen der Corona-Pandemie und der ihr folgenden Beschränkungen bis zum Jahresende eine existenzbedrohliche Lage erwartet.
„Die Corona-Pandemie hat massive Auswirkung auf den Breiten- und den Spitzensport“, sagte der sportpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Eberhard Gienger, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Die Vorsitzende des Bundestagssportausschusses, Dagmar Freitag (SPD), sagte dem RND, die Corona-Krise „trifft auch den Sport mit Wucht“. Ihr werde „berichtet, dass die Austritte sich noch auf einem eher normalen Niveau bewegen, aber vor allem die sonst ausgleichenden Neueintritte fehlen“.
Vereine ohne hohe Fixkosten kämen noch ganz gut durch die Krise, fügte die SPD-Politikerin hinzu: „Anders sieht es bei den Vereinen aus, die beispielsweise Personal beschäftigen oder kostenintensive vereinseigene Sportstätten unterhalten müssen. Da reißt jedes fehlende Mitglied ein Loch in die Vereinskasse.“
Sie rege an, „dass das Bundesgesundheitsministerium zum Ende der Pandemie eine breit angelegte Informationskampagne startet mit dem Ziel, die Menschen zu einem Eintritt in die Sportvereine zu ermutigen“. Denn Sport sei „mehr als nur ein bisschen Spiel und Spaß“, so Freitag. „Bewegung ist unerlässlich für unsere Gesundheit, ebenso soziale Kontakte und Gemeinschaft für das psychische Wohlergehen.“
Das Bundesinnenministerium teilte mit, ihm sei „die schwierige Situation des Sports in Deutschland bekannt”. Man habe daher bereits im vorigen Jahr Verbände, Vereine und Unternehmen mit den „Corona-Hilfen Profisport” für Ausfälle bei Ticketeinnahmen mit rund 65 Millionen Euro unterstützt. Überdies seien aus dem Etat des Bundeswirtschaftsministeriums zur „Erbringung von Dienstleistungen des Sports“ 218 Millionen Euro ausgezahlt worden – basierend auf knapp 25.000 Anträgen. Zur Unterstützung der Vereine im Breitensport hätten die meisten Länder ebenfalls schon 2020 Hilfsprogramme aufgelegt.
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Die Umfrage der Deutschen Sporthochschule unter mehr als 20.000 Sportvereinen hatte ergeben, dass 44 Prozent von ihnen im Breiten- und Amateursport inzwischen Mitgliederrückgänge zu beklagen hatten. 52,4 Prozent aller Sportvereine sähen ihre Existenz gefährdet. Seit Anfang November herrscht auf den meisten Sportanlagen im Land Stillstand.
Studienleiter Christoph Breuer sagte im Deutschlandfunk, vor allem Großvereine seien betroffen: „In Folge des erneuten Teil-Lockdowns leiden Vereine, die sich sehr dienstleistungsorientiert aufgestellt haben, stärker als klassische Vereine mit einem starken Wir-Gefühl.“ Wo sich Mitglieder eher als Kunden und nicht als Teil einer Gemeinschaft betrachteten, sei die Hürde zur Kündigung der Mitgliedschaft geringer.