Schweigegeld für Pornostar Stormy Daniels: Trumps verhängnisvollste Affäre meldet sich zurück
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Hat gar keine guten Erinnerungen an den Donald: Pornostar Stormy Daniels im Jahr 2018 auf dem Weg zum Gericht.
© Quelle: picture alliance / newscom
Washington. Er beschimpft sie als „Pferdegesicht“. Sie nennt den Sex mit ihm „die schlimmsten 90 Sekunden meines Lebens“. Was auch immer im Sommer 2006 am Lake Tahoe geschah zwischen dem damals frisch verheirateten Immobilienmogul Donald Trump und dem Pornosternchen Stormy Daniels – es ist wechselseitiger Verachtung gewichen. Doch die Folgen aus der Affäre könnten politisch hochbrisant werden. Nach amerikanischen Medienberichten erwägt der Bezirksstaatsanwalt von Manhattan nun nämlich überraschend eine Anklage des Ex‑Präsidenten.
Bei dem Verfahren geht es freilich nicht um den mutmaßlichen Seitensprung des Ex‑Präsidenten, der damals gerade zum fünften Mal Vater geworden war. Im Zentrum steht vielmehr die Schweigegeldzahlung, mit der sein persönlicher Anwalt Michael Cohen im Oktober 2016 verhinderte, dass Stormy Daniels ihre Story kurz vor der Präsidentschaftswahl ausplauderte. Alles spricht dafür, dass die 130.000 Dollar von Trump kamen. Das Vertuschen des Geldtransfers könnte gegen das Kampagnenfinanzierungsgesetz und überdies gegen Buchhaltungsvorschriften verstoßen haben, weil die Ausgabe fälschlich als Anwaltskosten verbucht wurde.
Eine Grand Jury hört Zeugen an
Seit vier Jahren ermittelt die Staatsanwaltschaft. Doch nun hat die Behörde den Vorgang nach Einschätzung der „New York Times“ dramatisch eskaliert: Bezirksstaatsanwalt Alvin Bragg hat eine sogenannte Grand Jury berufen, die Zeugen anhört und Beweise der Ermittler sichtet. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse entscheiden die Geschworenen dann über die Aufnahme eines Verfahrens. Es wäre neben den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Georgia wegen Trumps Versuch der Wahlmanipulation und den Untersuchungen der nach Mar-a-Lago geschafften Geheimakten durch einen Sonderermittler die dritte juristische Flanke für Trump.
Die Entwicklung ist bemerkenswert, weil Bragg, der im vorigen Jahr als erster Schwarzer in das Amt kam, die Schweigegeld-Untersuchung zunächst auf Sparflamme gefahren hatte. Angeblich hielt er eine Anklage für wenig aussichtsreich und verärgerte damit zwei leitende Staatsanwälte so sehr, dass sie kündigten. Im Dezember aber ist es Bragg gelungen, die Trump-Organisation wegen Steuerhinterziehung zu einer Strafe von 1,6 Millionen Dollar verurteilen zu lassen. Deren ehemaliger Finanzchef Allen Weisselberg, der ins Gefängnis wanderte, war offenbar auch in die Schweigegeldzahlung verwickelt.
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© Quelle: dpa
Offiziell hatte Trumps Ex‑Anwalt Cohen die 130.000 Dollar aus eigener Tasche bezahlt. Bei seiner Verurteilung 2018 sagte der „Fixer“ genannte Mann fürs Grobe jedoch aus, das er „auf Anweisung des Kandidaten“ gehandelt habe, um „die Wahl zu beeinflussen“, und das Geld von Trump zurückerhalten habe. Inzwischen hat sich Cohen mit Trump komplett überworfen, belastet ihn in einem Buch und ist nach der Verbüßung einer mehrjährigen Haftstrafe bereit, gegen seinen Ex‑Boss auszusagen.
Es drohen bis zu vier Jahre Haft
Im Falle einer Verurteilung könnte Trump eine Haftstrafe von bis zu vier Jahren drohen. Sicher ist eine Verurteilung aber nicht: Ein Verstoß gegen die Transparenzregeln der Kampagnenfinanzierung durch eine Schweigegeldzahlung wurde noch nicht vor Gericht verhandelt, und die Fehlbuchung des Betrages wäre nur dann schwerwiegend, wenn das Gericht Trump die Absicht zur Vertuschung nachweisen kann.
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Derweil bestreitet der Ex‑Präsident alle Vorwürfe und nennt die Untersuchung „die Fortsetzung der größten Hexenjagd der Geschichte“. Seine einstige rechte Hand Cohen sieht das ganz anders. Er hoffe, dass dieses Mal „nicht bloß der Schinken-Sandwich, sondern das Schwein“ angeklagt werde, sagte er im Sender MSNBC.