Streit um Lafontaine: neue Belastung für die Linke

Oskar Lafontaine, einst Vorsitzender der SPD und später der Linken.

Oskar Lafontaine, einst Vorsitzender der SPD und später der Linken.

Man kann von Oskar Lafontaine ja halten, was man will, eines ist gewiss: Er sucht in der deutschen Politik seinesgleichen. Der heute 77-Jährige war saarländischer Ministerpräsident, Kanzlerkandidat, SPD-Chef, Bundesfinanzminister und Vorsitzender der von ihm selbst mit begründeten Linken. Dennoch ist er unverändert aktiv und sieht sich als Vorsitzender der Linksfraktion im saarländischen Landtag nun der Forderung ausgesetzt, die Partei zu verlassen.

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Niemand sonst, der so weit oben war, würde sich das in dem Alter so viel weiter unten noch antun. Was für andere Pensionäre die Kneipp-Kur, scheint für „Lafo“ der Zoff.

Verdacht des Stimmenkaufs

Der Streit mit dem Landesvorsitzenden Thomas Lutze ist von außen so durchschaubar wie eine zerrüttete Ehe. Tatsächlich ist der Verdacht des Stimmenkaufs aber erheblich. Es mutet überdies abenteuerlich an, dass Bundestagskandidaten und -kandidatinnen von allen Parteimitgliedern gemeinsam bestimmt werden und nicht von Delegierten. Das ist in einer repräsentativen Demokratie unnötig und bei so vielen Menschen auch manipulationsanfällig. Unbestreitbar ist ferner, dass es da, wo Lafontaine war, stets Streit gab, der über das politisch übliche Maß hinausging.

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Ohnehin ist die Lage im Saarland typisch. Ja, in der Bundespartei ist vorerst Ruhe eingekehrt. Doch generell ist die Kompromisskultur in der Linken unterentwickelt. Machtkämpfe jenseits der Schmerzgrenze sind an der Tagesordnung. Zuletzt krachte es in Nordrhein-Westfalen – während im Osten Disziplin herrscht.

Belastung für Parteispitze

Derlei macht den neuen Parteivorsitzenden Janine Wissler und Susanne Hennig-Wellsow das Leben unnötig schwer und nährt den Eindruck, die Linke sei letztlich politikunfähig. Die zurückliegenden Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz endeten bereits enttäuschend. Der Urnengang in Sachsen-Anhalt am Sonntag könnte noch viel enttäuschender werden.

Zwar sind die knapp eine Million Saarländer und Saarländerinnen zahlenmäßig unbedeutend, der linke Landesverband ist jedoch mit seinen stabil zweistelligen Zustimmungswerten einer der wenigen im Westen von politischer Relevanz. Wenn die Linke, der es gerade eher schlecht geht, das selbst aufs Spiel setzt, ist ihr nicht zu helfen.

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