Studie: Deutschland für ausländische Akademiker “nur mäßig attraktiv”

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) warb kürzlich in Mexiko um Pflegekräfte für Deutschland.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) warb kürzlich in Mexiko um Pflegekräfte für Deutschland.

Berlin. Am Montag hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zum "Fachkräftegipfel" geladen. Merkel warnte im Vorfeld davor, dass Firmen abwandern könnten, wenn sie nicht ausreichend qualifiziertes Personal finden. Am Gipfel nehmen Vizekanzler Olaf Scholz (SPD), Innenminister Horst Seehofer (CSU), Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sowie Vertreter der Länder, der Arbeitgeber und der Gewerkschaften teil. Sie wollen mit einer Anwerbe-Offensive mehr Hochqualifizierte nach Deutschland holen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Doch Deutschland ist für ausländische Akademiker nur "mäßig attraktiv". Zu diesem Ergebnis kommen die „OECD Indicators of Talent Attractiveness“ der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Stiftung.

Deutschland nur im Mittelfeld

Im Vergleich der 36 OECD-Länder landet die Bundesrepublik lediglich auf Platz zwölf. Spitzenreiter bei den Akademikern sind Australien, Schweden und die Schweiz. Vergleichsweise gut schneidet die Bundesrepublik insbesondere bei der Gruppe der internationalen Studierenden ab – Platz drei im OECD-Vergleich – und bei jenen Zuwanderern, die ein Unternehmen gründen wollen. Hier belegt Deutschland den sechsten Platz.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Das größte Defizit in der Attraktivität für Hochqualifizierte hat Deutschland laut Studie bei den beruflichen Chancen. Diese stehen für zugewanderte Menschen – insbesondere, wenn sie einen akademischen Abschluss aus Nicht-EU-Ländern mitbringen – vergleichsweise schlecht. Ausländische Akademiker arbeiten hierzulande häufig nicht in Jobs, die ihrem Qualifikationsniveau entsprechen. Während 77 Prozent der im Inland geborenen Menschen mit akademischem Abschluss in einem hoch qualifizierten Beruf arbeiten, sind es bei Zugewanderten aus Nicht-EU-Staaten mit ausländischen Abschlüssen knapp 40 Prozent.

Viele arbeiten unter ihrem Qualifikationsniveau

Matthias Mayer, Migrationsexperte der Bertelsmann Stiftung, sieht in Deutschland mit Blick auf die Fachkräftesicherung noch Luft nach oben: „Viele hochqualifizierte Akademikerinnen und Akademiker in Deutschland arbeiten unter ihrem Qualifikationsniveau. Das ist schlecht für die Fachkräfte, schlecht für die Volkswirtschaft und hält zudem andere gut ausgebildete Menschen davon ab, nach Deutschland zu migrieren.“

Thomas Liebig, Leitender Ökonom der Migrationsabteilung der OECD, rät Deutschland zu Reformen: „Das Erfordernis der Anerkennung der Berufsabschlüsse ist der Schwachpunkt im neuen Zuwanderungsgesetz. Die Bundesrepublik sollte die Anerkennungsverfahren für Berufe entschlacken und Alternativen erwägen.“ Er denkt dabei etwa an Turboverfahren, wie sie in Norwegen angewendet werden. Dort wird innerhalb weniger Tage evaluiert, ob Zugewanderte die für eine bestimmte Stelle erforderlichen Kompetenzen haben, ohne dass es zu einer allgemeingültigen formalen Anerkennung der Berufsqualifikation kommt.

Die ganze Familie in den Blick nehmen - Kanada kann das

Liebig weist zudem darauf hin, dass eine Migrationsentscheidung meist nicht nur eine Fachkraft, sondern eine ganze Familie betrifft: „Wer nach Deutschland kommt, sucht nicht nur nach Chancen für sich selbst, sondern auch für seine Familie“. Auch Angehörige – so die Analyse im vorliegenden Policy Brief – müssten umfängliche Unterstützung bei der Integration erlangen, etwa durch Sprachkurse und langfristige Aufenthaltstitel. Die Attraktivität für Fachkräfte, so Liebig, werde auch durch die Familienpolitik stark geprägt.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige



Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken