Tausende protestieren bei IAA: Klimaaktivisten kritisieren Greenwashing der Autokonzerne
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Die Polizei geht in den „Sand im Getriebe“-Block der IAA Demo, nachdem zwei Personen auf einen Baum an der Strecke kletterten.
© Quelle: imago images/Tim Wagner
München. Behelmte Polizeikräfte stehen Demonstrantinnen und Demonstranten in weißen Staubschutzanzügen gegenüber. Mit Schlagstöcken treibt die Polizei die Menschenmassen zusammen, verletzte Aktivistinnen und Aktivisten waschen sich Pfefferspray aus den Augen. „Wir sind friedlich, was seid ihr?“, schlägt es den Einsatzkräften entgegen.
Bei einer Demonstration von Umweltschützern gegen die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) in München kam es am Samstag zu chaotischen Szenen. Folgt man der Inszenierung der Aussteller auf der Automesse, gäbe es gar keinen Anlass zum Protest. Nachhaltigkeit ist dort im Trend: Neben SUV finden sich auf dem Messegelände und den Open Spaces in der Münchener Innenstadt Lastenräder und Elektromotoren. Um die Autos der Zukunft und urbane Mobilität solle es gehen, wirbt die IAA.
Klimaschützerinnen und -schützer kritisieren diese Selbstdarstellung. „Verschiedene Autokonzerne, die uns seit Jahren gegen die Wand der Klimakrise fahren, versuchen sich zu greenwashen. Das werden wir nicht zulassen“, sagt Ronja Weil, Sprecherin des Aktionsbündnisses Sand im Getriebe. Deswegen planten sie großflächige Blockaden.
Umweltschutzverbände sowie Klimaaktivisten und -aktivistinnen hatten in den vergangenen Tagen zu Protesten und Störaktionen rund um die IAA in München aufgerufen. An den Großdemonstrationen am Samstag beteiligten sich laut Veranstalter bis zu 25.000 Menschen. Bereits am Dienstag hatten sich Aktivistinnen und Aktivisten von Autobahnbrücken abgeseilt, um den Verkehr rund um die bayrischen Hauptstadt zu blockieren.
Polizei setzt gezielt Pfefferspray ein
Gruppierungen aus dem linksautonomen Spektrum hatten für Freitag großflächige Blockadeaktionen im Umkreis der IAA-Ausstellungsflächen angekündigt. Unter Einsatz von Pfefferspray unterband die Polizei schon am Freitagmorgen die ersten Protestzüge. Während der Demonstration besetzten Aktivistinnen und Aktivisten ein Haus in der Innenstadt, entrollten Banner und zündeten Pyrotechnik.
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kündigte schon im Vorfeld ein striktes Vorgehen der Polizei an. Rund um die Automesse seien bis zu 4500 Polizeibeamtinnen und -beamte im Einsatz. „Stör- oder Blockadeaktionen sowie gewalttätige Handlungen werden wir keinesfalls tolerieren und frühzeitig konsequent einschreiten“, so der Innenminister.
Zu gewalttätigen Handlungen kommt es bei der Demonstration am Samstag trotzdem. In einem Video ist zu sehen, wie ein Polizeibeamter Pfefferspray gezielt gegen einen Journalisten einsetzt. Ohne Rücksicht auf am Boden liegende Verletzte drängen Einsatzkräfte Demonstrierende weiter zur Seite.
Der Auslöser: Einzelne Demoteilnehmende besetzen Bäume, um ein Banner aufzuhängen. Polizeisprecher Andreas Franken räumte verschiedenen Medien gegenüber ein, dass die Polizei sich sofort zurückgezogen habe, wenn klar gewesen sei, dass die Aktivistinnen und Aktivisten nur ein Transparent aufhängen wollten.