Tote und Verletzte bei Protesten gegen Putsch im Sudan
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Bei Kundgebungen für Demokratie wurden nach Angaben des Zentralkomitees der sudanesischen Ärzte (CCSD) mehrere Zivilisten von Sicherheitskräften erschossen, nachdem diese mit scharfer Munition auf die friedlichen Demonstrierenden geschossen haben.
© Quelle: Marwan Ali/AP/dpa
Khartum. Bei Kundgebungen für Demokratie im ostafrikanischen Sudan sind mindestens zehn Zivilisten von Sicherheitskräften erschossen worden. Sicherheitskräfte hätten in der Hauptstadt Khartum mit scharfer Munition auf friedliche Demonstranten geschossen, erklärte das Zentralkomitee der sudanesischen Ärzte (CCSD) am Mittwoch. Zahlreiche Demonstranten seien zudem verletzt worden; einige befänden sich in kritischem Zustand.
Telefon- und Internetverbindungen blockiert
Sicherheitskräfte hätten außerdem Tränengas gegen die Demonstranten eingesetzt und wichtige Brücken und Straßen gesperrt, berichtete der Fernsehsender Al-Dschasira. In den sozialen Medien waren Aufnahmen brennender Reifen zu sehen. Seit dem Putsch am 25. Oktober sind die meisten Telefonleitungen und Internetverbindungen blockiert.
Das Militär hat in dem Land mit rund 44 Millionen Einwohnern die Macht übernommen und die zivile Regierung aufgelöst. Militärmachthaber General Abdel Fattah al-Burhan ernannte sich per Dekret zum Vorsitzenden eines Übergangsrates. Der Kommandeur der aus einer Miliz hervorgegangenen militärischen Spezialeinheit Rapid Support Forces, Mohamed Hamdan Dagalo, wurde zum Stellvertreter ernannt. Sowohl Al-Burhan als auch Dagalo sollen in der Vergangenheit an schweren Menschenrechtsverletzungen beteiligt gewesen sein.
Bis zu dem Putsch stand Al-Burhan gemeinsam mit dem nun entmachteten Regierungschef Abdullah Hamduk an der Spitze einer Übergangsregierung. Deutschland, die USA, die EU und die Vereinten Nationen dringen auf eine Wiedereinsetzung der zivilen Regierung. Im April 2019 war der Langzeit-Machthaber Omar al-Baschir nach monatelangen Massenprotesten und einem Militärputsch aus dem Amt getrieben worden. Das Militär, angeführt von Al-Burhan, und die zivile Opposition einigten sich in einem Verfassungsabkommen auf eine gemeinsame Übergangsregierung, die den Weg zu Wahlen 2022 ebnen sollte. Demnach hätte sich Al-Burhan noch dieses Jahr aus der Übergangsregierung zurückziehen und die Führung des Landes Zivilisten überlassen müssen.
Zudem plante die zivile Regierung umfangreiche Wirtschaftsreformen, durch die das Militär erhebliche ökonomische Verluste hätte hinnehmen müssen. Das Militär war auch gegen die von dem entmachteten Hamduk vorangetriebene Aufarbeitung von Menschenrechtsverstößen.
RND/dpa