Freie Bahn für Elon Musk?

Twitter-Entlassungen: Unter diesen Bedingungen dürfen Chefs in den USA ihre Angestellten feuern

Ein Twitter-Logo hängt an einem Bürogebäude des Unternehmens in San Francisco.

Ein Twitter-Logo hängt an einem Bürogebäude des Unternehmens in San Francisco.

Twitter-Mitarbeitende müssen nach der Übernahme von Elon Musk um ihre Jobs fürchten. Am Freitag werden sie Medienberichten zufolge erfahren, ob sie bleiben dürfen – oder eben nicht. Den Tag über sind alle Zugangskarten zu den Büros gesperrt. Rund der Hälfte der Mitarbeitenden droht wohl die Kündigung.

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Unter welchen Bedingungen dürfen Mitarbeitende in den USA eigentlich entlassen werden?

Die meisten Angestellten in den USA können jederzeit gefeuert werden

Die allermeisten Beschäftigten in den Vereinigten Staaten können immer gefeuert werden. Ausgenommen sind illegale Begründungen wie Geschlecht oder ethnische Zugehörigkeit. Unter diesen Bedingungen arbeiten laut der Jobplattform Betterteam 74 Prozent der US-Bürgerinnen und US-Bürger. Die Art des Arbeitsverhältnisses nennt sich „At-Will-Employment“, zu Deutsch sinngemäß: „Beschäftigung nach Belieben“. Arbeitsrechtsexperte Wolfgang Gottwald sagt dazu: „In den USA gibt es keinen allgemeinen Kündigungsschutz, die Kündigung ist also grundsätzlich wirksam, sofern nicht ausnahmsweise besondere Unwirksamkeitsgründe vorliegen.“ Zum Beispiel bei Diskriminierung, Vergeltung gegenüber Whistleblowern und ähnlich gerichteten Kündigungsangaben.

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Kritiker sehen unfaires Machtverhältnis

Befürworterinnen und Befürworter argumentieren, dieses System sei gerecht, weil auch die Angestellten jederzeit kündigen könnten. Sie müssen ebenfalls keine langen Fristen einhalten und sind flexibler, wenn sie zum Beispiel den Job wechseln wollen. Kritikerinnen und Kritiker hingegen sind der Ansicht, dass Arbeitnehmende weniger Verhandlungsmacht als Arbeitgebende besitzen. Deshalb bevorzuge die „Beschäftigung nach Belieben“ die Arbeitgebenden.

Konsequenzen für deutsche Twitter-Angestellte

Auch in Deutschland gibt es Menschen, die für den US-Konzern arbeiten. Für sie gilt jedoch ein höherer Schutz, denn das deutsche Recht lässt weniger Gründe für eine Kündigung zu. „Für (dauerhafte) Arbeitsverhältnisse in Deutschland gelten, wenn so ein Fall vor einem deutschen Arbeitsgericht landet, grundsätzlich die zwingenden Bestimmungen des deutschen Arbeitsrechts“, kommentiert Arbeitsrechtsexperte Gottwald. Das gilt also auch für Twitter-Angestellte in Deutschland.

Musk könnte bei Twitter bald die Hälfte der Stellen streichen
ARCHIV - 09.03.2020, USA, Washington: Elon Musk, CEO von Tesla und SpaceX, spricht auf der SATELLITE-Konferenz und -Ausstellung in Washington. (zu dpa "Medien: Musk könnte bei Twitter bald jede zweite Stelle streichen") Foto: Susan Walsh/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Vergangene Woche hat Techmilliardär Elon Musk Twitter übernommen. Nun droht offenbar ein Stellenabbau, den Musk zuvor abgestritten hatte.

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Niedriger Kündigungsschutz hat kulturelle Tradition in den USA

Schon lange sind Arbeitnehmerrechte in den Vereinigten Staaten deutlich schwächer als in Europa. Der geringe Kündigungsschutz ist tief in der Freiheitskultur des Landes verankert. „Amerikaner lieben traditionell die Freiheit: die Freiheit, Waffen zu besitzen, die Freiheit, sich nicht gegen Krankheit und Unfall versichern zu müssen, und so weiter“, ordnet Gottwald ein. In diese Tradition gehöre auch die Freiheit, Mitarbeitende nach Belieben einzustellen und zu entlassen.

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