Eine Woche nach Einigung auf Exportabkommen

Getreidelieferungen aus der Ukraine: die wichtigsten Fragen und Antworten

Russland und die Ukraine gehören zu den größten Getreideexporteuren weltweit: Vor dem Krieg deckten die beiden Länder rund 30 Prozent der weltweiten Nachfrage nach Weizen ab.

Russland und die Ukraine gehören zu den größten Getreideexporteuren weltweit: Vor dem Krieg deckten die beiden Länder rund 30 Prozent der weltweiten Nachfrage nach Weizen ab.

Nach langen Verhandlungen haben Russland und die Ukraine mit den Vereinten Nationen und der Türkei am vergangenen Freitag eine Lösung für die Ausfuhr von Millionen Tonnen Getreide aus dem Kriegsland Ukraine vereinbart. Das Abkommen soll es ermöglichen, dringend benötigtes Getreide zu verschiffen, das zurzeit in der Ukraine lagert. Kiew und Moskau haben in der Vereinbarung zugesagt, für sichere Transportwege im Schwarzen Meer zu sorgen.

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Überwacht wird die Einhaltung des Abkommens von einem gemeinsamen Kontrollzentrum (Joint Coordination Center JCC) in Istanbul, das von den Vereinten Nationen geleitet und mit Vertretern Russlands, der Ukraine und der Türkei besetzt ist.

Wie ist der Stand bei den Getreidelieferungen? Haben bereits Schiffe die ukrainischen Häfen verlassen? Und welche anderen Wege gibt es, Getreide aus dem Land zu transportieren? Das Redaktions­Netzwerk Deutschland (RND) gibt einen Überblick.

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Wie viel Getreide soll exportiert werden?

In der Ukraine warten noch über 20 Millionen Tonnen Getreide von der Vorjahresernte auf die Ausfuhr, das nach dem Abkommen im Zeitraum von zunächst 120 Tagen exportiert werden kann. Nach Angaben der UN soll die Ausfuhr aus den Häfen bei Einhaltung der Vereinbarung bald das Vorkriegsniveau von etwa fünf Millionen Tonnen pro Monat erreichen.

Der Hafenbetrieb in der Ukraine war nach der russischen Invasion Ende Februar aus Sicherheitsgründen eingestellt worden, Moskau wurde eine Blockade des Getreides vorgeworfen. Aber auch Russland profitiert von dem Deal: Die Vereinbarung sieht vor, dass das Land eigenes Getreide oder Düngemittel exportieren darf – beteiligte Reedereien oder Versicherer müssen nicht fürchten, gegen westliche Sanktionen zu verstoßen.

Russland und die Ukraine gehören zu den größten Getreideexporteuren weltweit. Vor dem Krieg deckten die beiden Länder rund 30 Prozent der weltweiten Nachfrage nach Weizen ab. Nach Angaben der Europäischen Kommission kamen rund 10 Prozent des weltweit gehandelten Weizens und 15 Prozent des weltweit gehandelten Mais aus der Ukraine. Gerade Länder des globalen Südens sind stark abhängig von Getreideimporten aus Russland und der Ukraine. Wegen der ausbleibenden Lieferungen befürchten die UN zunehmend Hungerkrisen auf der Welt.

Wann geht es los?

Seit der Unterzeichnung des Abkommens vor einer Woche hat noch kein einziges Schiff mit Getreide die Ukraine verlassen. Nach Angaben der UN und der Ukraine soll es aber sehr bald so weit sein. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Freitag bei einem Besuch der Hafenstadt Odessa gesagt: „Ich denke, dass es heute oder morgen beginnt.“

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Nach Angaben des stellvertretenden Chefs der Präsidialverwaltung, Kyrylo Tymoschenko, werden derzeit insgesamt 16 Schiffe in den Häfen von Odessa mit Getreide beladen. Die Gesamtzuladung liege bei 580.000 Tonnen. „In Kürze werden sie in ihre Bestimmungshäfen ablegen“, sagte Tymoschenko. Medienberichten zufolge sollen die ersten Schiffe aus dem Hafen Tschornomorsk bei Odessa starten.

Worauf warten wir?

Laut der UN ist der genaue Korridor für den sicheren Transport vom gemeinsamen Kontrollzentrum in Istanbul noch nicht final festgelegt worden. Und auch für die Reedereien bringen die Transporte hohe Risiken mit sich, viele sind noch dabei, diese einzuschätzen:

Das größte Risiko stellen die Minen dar, die die Ukraine nach dem russischen Angriff im Schwarzen Meer gelegt hat. Die Ukraine ist zwar bereit, einen Teil der Minen zu räumen, befürchtet aber neue russische Angriffe, falls sie Häfen und Meer umfassend entmint.

Gleichzeitig betont Kiew, dass es durchaus sichere Korridore gebe, durch die Schiffe fahren könnten. In der Vereinbarung heißt es, dass beide Länder „maximale Sicherheitszusagen“ für Frachter mit dem Getreide bieten würden, die Odessa, Tschornomorsk und Juschne verlassen.

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Laut dem Abkommen dürfen Schiffe in dem humanitären Korridor und die beteiligten Häfen nicht angegriffen werden. Dass Russland nur wenige Stunden nach der Unterzeichnung des Abkommens den Hafen von Odessa beschossen hat, trägt nicht dazu bei, Vertrauen zu schaffen. International gab es nach dem Angriff große Sorge vor einem Scheitern der Vereinbarung.

Sinken jetzt die Getreidepreise?

Der Krieg hat den Preis für Getreide in die Höhe schießen lassen, über 400 Dollar kostete eine Tonne Weizen zwischenzeitlich. Mit dem Abkommen könnte eine Entspannung auf dem Markt einhergehen. Allerdings beeinflussen noch andere Faktoren den Preis für Getreide auf dem Weltmarkt, wie etwa die Corona-Pandemie oder Missernten aufgrund von Dürren.

Welche anderen Transportwege gibt es?

Das Getreide kann nicht nur über die Häfen aus der Ukraine exportiert werden, sondern auch per Eisenbahn über die Nachbarn Rumänien und die Republik Moldau. Entscheidend dafür ist etwa der rumänische Donauhafen Galati, der sich direkt an der ukrainischen Grenze befindet. Allerdings ist der Donauhafen bedeutend kleiner als die ukrainischen Häfen am Schwarzen Meer.

Trotzdem wurde in den vergangenen Monaten die Bahninfrastruktur auf der rumänischen Seite instand gesetzt, um einen Weitertransport zu erleichtern. In Galati warten bereits Schiffe, um ukrainisches Getreide zum rumänischen Schwarzmeer­hafen Konstanza zu verschiffen. Von dort kann das Getreide in alle Welt geliefert werden.

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RND/ao/dpa

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