So groß wie Ostdeutschland plus Hessen: Dieses Gebiet hat die Ukraine bislang verloren
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Alexander sitzt vor dem Grab seines älteren Bruders Evgeny Ketov, der im März während der russischen Invasion in der Region Donezk als Soldat im Donbass ums Leben gekommen ist.
© Quelle: Daniel Ceng Shou-Yi/ZUMA Press W
Berlin. Es ist gut möglich, dass man eines Tages sagen wird: Der Ukraine-Krieg war seit dem Zweiten Weltkrieg der Konflikt in Europa, der die meisten Todesopfer gefordert hat. Bislang war das der Krieg im ehemaligen Jugoslawien zwischen 1991 und 1999 mit geschätzten 175.000 militärischen und zivilen Todesopfern.
Doch harte, belastbare Zahlen werden weder von Russland eher noch von der Ukraine, wenn auch stark eingeschränkt, veröffentlicht. „Wir verlieren täglich 60 bis 100 Soldaten“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am 100. Tag des Überfalls auf sein Land in einer Ansprache vor dem Parlament in Luxemburg. Würde man das auf die 100 Tage krieg hochrechnen, käme man auf eine Zahl von 6000 bis 10.000 getöteten ukrainischen Soldatinnen und Soldaten bislang. Es dürften aber wesentlich mehr sein.
Bislang sind 4169 tote und 4982 verletzte Zivilistinnen und Zivilisten von UN-Expertinnen und ‑Experten bestätigt worden. Das UN-Menschenrechtsbüro geht davon aus, dass die tatsächliche Zahl beträchtlich höher liegt. Mindestens 268 Kinder sind in diesem Konflikt getötet worden, 423 wurden verletzt. Ukrainischen Schätzungen zufolge kamen aber allein in der Hafenstadt Mariupol, die inzwischen von russischen Truppen kontrolliert wird, etwa 22.000 Menschen ums Leben. Doch auch dürften die Zahlen dramatisch höher sein.
Nur Mutmaßungen über russische Verluste
Keinen Zweifel gibt es darüber, dass die Ukraine bislang ein Gebiet verloren hat, welches der Fläche Ostdeutschlands und Hessens entspricht, nämlich 125.000 Quadratkilometer. Vor dem russischen Überfall am 24. Februar hatte Russland – beziehungsweise hatten russische „Separatisten“ – bereits 43.000 Quadratkilometer ukrainischen Staatsgebietes besetzt, ein Gebiet etwas kleiner als Niedersachsen. Die Ukraine hat damit bis heute die Kontrolle über ein Fünftel ihres Staatsgebietes verloren.
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Ukrainische Soldaten tragen in der Region Lemberg einen gefallen Kameraden zu Grabe.
© Quelle: IMAGO/ZUMA Wire
Nur Mutmaßungen gibt es indes über die russischen Verluste, doch die dürften enorm hoch sein, was einerseits am chaotischen Vorgehen in den ersten Kriegswochen, andererseits an der Tatsache liegt, dass Angreifen stets einen höheren, Militärexperten sprechen von bis zu dreimal höheren, Blutzoll zahlen.
Der in der Regel recht gut unterrichtete britische Militärgeheimdienst GCHQ ging Mitte Mai davon aus, dass Russland bislang ein Drittel seiner in dem krieg eingesetzten Streitkräfte verloren hat. Russlands Präsident Wladimir Putin soll für den Angriff am 24. Februar eine Invasionsarmee in der Größenordnung zwischen 150.000 und 200.000 Soldatinnen und Soldaten zusammengezogen haben. Laut GCHQ-Hochrechnung wären das mindestens 50.000 Streitkräfte, die Russland verloren hätte – durch Gefangenschaft Verwundung, Tod. Das ukrainische Newsportal Kyiv Post (kyivpost.com), das täglich seine Zahlen aktualisiert, geht derzeit von 31.150 getöteten Russinnen und Russen aus, überprüfen lässt sich das nicht.
Putin gab in seiner Rede am 9. Mai lediglich zu, dass es Verluste gebe. Im April war aus Moskau zu hören, dass rund 2000 Streitkräfte gefallen seien.
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