Fall Lemekhani Nyirenda

Student aus Sambia starb als Putins Söldner – Schwester klagt Kreml an

Lemekhani Nyirenda.

Lemekhani Nyirenda.

Wenn Männer aus Afrika auf europäischen Kriegsschauplätzen sterben, denkt man umgehend an die Weltkriege im vorigen Jahrhundert: an junge Männer aus den französischen und britischen Kolonien, verheizt auf den Schlachtfeldern von Verdun oder an der Somme, weil das Leben europäischer Soldaten als wertvoller erachtet wurde. Afrika und Indien zahlten in Europas Kriegen einen hohen Blutzoll – entschädigt wurden die Betroffenen dafür nie.

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+++ Alle Entwicklungen zum Krieg gegen die Ukraine im Liveblog +++

Die BBC berichtet jetzt über den Tod des 23-jährigen sambischen Studenten Lemekhani Nyirenda, dessen Geschichte an die unheilvolle Ausbeutung afrikanischen „Kanonenfutters“ erinnert. „Die Leute, die ihn in diesen Krieg geschickt haben, haben auf uns als Familie herabgesehen, er war ihnen nichts. Sie haben ihn benutzt“, sagt seine ältere Schwester Muzang’alu Nyirenda im Interview mit der britischen BBC. „Wir wollen wissen, wie er eingezogen wurde, ohne dass seine Familie benachrichtigt wurde“, sagte Muzang’alu Nyirenda. Die Familie fühle sich durch den Tod ihres Bruders „beraubt“, fügte sie hinzu.

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Fest steht, dass Lemekhani Nyirenda 2019 aus dem ostafrikanischen Sambia nach Russland gekommen ist, um am Moskauer Institut für Ingenieurphysik Nukleartechnik zu studieren. Er war das jüngste von vier Kindern der Universitätsprofessoren Edwin und Florence Nyirenda.

Als er nach Russland ging, war er 20 Jahre jung. Bekannt ist auch, dass der junge Mann 2020 mit einem Paket Drogen festgenommen wurde, wie seine Schwester sagt, mutmaßlich Cannabis oder Marihuana.

Einmal wurde er von der Polizei angehalten und durchsucht, und sie fanden Drogen im Paket.

Florence Nyirenda

„Einmal wurde er von der Polizei angehalten und durchsucht, und sie fanden Drogen im Paket. Er erklärte, er arbeite für einen Onlinekurier und wisse nichts von den Paketen, sei aber festgenommen worden“, äußerte Nyirendas Schwester in der BBC. „Wir glauben, dass er nicht wusste, was in dem von ihm gelieferten Paket war.“

In Russland, dessen Rechtsprechung den Maßstäben eines Rechtsstaates Hohn spricht, genügt schon der Besitz einer Flasche Massageöl auf Cannabisgrundlage, um einen Menschen wie die amerikanische Basketballerin Brittney Griner für neun Jahre hinter Gitter zu schicken. Auch Lemekhani Nyirenda wurde zu neun Jahren Haft verurteilt.

Als „Putins Koch“ um Gefangene warb

Nach Ausbruch des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine wurde öffentlich, wie Jewgeni Wiktorowitsch Prigoschin, „Putins Koch“ und Gründer der Söldner-Gruppe Wagner, in Haftanstalten Gefangene rekrutierte, die „Regeln“ in diesem Krieg umriss, es gibt nämlich so gut wie keine, und ihnen fünf Minuten Zeit ließ, sich zu entscheiden. Er würde sie lebend aus dem Gefängnis holen, sagte Prigoschin, aber er könne nicht versprechen, dass sie lebendig zurückkehrten. Mutmaßlich war es das einzige Versprechen des Putin-Vertrauten, das der Wahrheit nahe kam.

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Ich bin nicht mehr im Gefängnis, aber wo ich bin, ist vertraulich.

Lemekhani Nyirenda

Lemekhani Nyirendas Familie glaubt, dass dies der Zeitpunkt gewesen sei, in dem auch ihn die Wagner-Gruppe rekrutiert habe. Jedenfalls erreichte die Eltern am 31. August ein mysteriöser Anruf, der Anlass zur Sorge gab. „Er sagte zu meinen Eltern: ‚Ich bin nicht mehr im Gefängnis, aber wo ich bin, ist vertraulich.‘ Meine Eltern waren besorgt, wir alle waren besorgt, als er das mitteilte. Wir wussten, dass er ein Gefangener in einem fremden Land war, in dem er keine Rechte hatte“, sagte seine Schwester.

Die Familie benachrichtigte daraufhin die sambischen Behörden und ihr wurde versichert, dass man dem Fall nachgehen und über den Verbleib des jungen Mannes informieren werde. Monate später kam die Nachricht vom Tod Nyirendas.

Sambia verlangt Aufklärung

Am Montag gab Sambias Außenminister Stanley Kakubo bekannt, dass der Student Lemekhani Nyirenda bereits im September an der Front in der Ukraine getötet worden sei. Die russischen Behörden hätten Sambia aber erst jetzt über dessen Tod informiert.

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Über den Tod des Studenten und warum er in den Krieg in die Ukraine geschickt worden sei, verlange Sambia Auskunft, betonte Außenminister Kakubo. In Sambias Öffentlichkeit löste die Nachricht Betroffenheit, aber auch Ärger aus: Warum wurde die Regierung des afrikanischen Landes nicht früher informiert, warum schickt man einen jungen Afrikaner in diesen Krieg?

Es gibt kein Ende, es bleiben Fragen. Wir möchten, dass er zu Hause ist, damit wir ihn in Frieden begraben können.

Florence Nyirenda

„Er war jung, sie haben ihm sein Leben gestohlen“, sagte seine Schwester unter Tränen. „Es gibt kein Ende, es bleiben Fragen. Wir möchten, dass er zu Hause ist, damit wir ihn in Frieden begraben können. Wir möchten, dass er zu den Menschen zurückkehrt, die ihn lieben, aber wir verdienen Antworten“, sagte Florence Nyirenda.

RND/stu

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