Vier mögliche Nachfolger für Boris Johnson
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Der 52 Jahre alte bisherige Verteidigungsminister wäre der ideale Johnson-Nachfolger aus der Sicht Berlins und Brüssels.
© Quelle: Associated Press
Rishi Sunak
Der 42 Jahre alte, frisch zurückgetretene Finanzminister war der erste Hindu auf diesem Posten. In vielerlei Hinsicht wäre er wohl der für Großbritannien ideale neue Premier.
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Kandidat eins: Rishi Sunak.
© Quelle: IMAGO/NurPhoto
Vorteile: Sunak gilt als ein Mann der Zahlen und Fakten. Er will den Leuten nach eigenen Worten keine Versprechungen machen, abgesehen davon, dass er ihnen stets die Wahrheit sagen werde. Ethisch und stilistisch wäre dies exakt die Wende, die Großbritannien nach den chaotischen und verlogenen Johnson-Jahren gebrauchen könnte. Sunak gilt als pragmatisch. Er würde die komplizierten Beziehungen zur EU ohne immer neue emotionale Aufwallungen ordnen können.
Nachteile: Die Wahrheit zu sagen, speziell über die Haushaltslage, kommt oft nicht gut an in der Politik. Die Gewerkschaften, genervt von hoher Inflation und niedrigen Sozialleistungen, würden in Sunak eine Wiederkehr Margaret Thatchers sehen. Die Konservativen wiederum würden es ihm verübeln, dass er vor der nächsten Steuersenkung erst mal den Staatshaushalt in Ordnung bringen will. Jüngst sammelte Sunak Minuspunkte, als herauskam, dass seine Frau dank eines speziellen ausländerrechtlichen Status Steuern spart.
Eignung: sehr gut
Chancen: mittel
Liz Truss
Die 46-Jährige blickt auf eine stetige Karriere bei Großbritanniens Konservativen. Unter Theresa May war sie Justiz-, unter Johnson sogar Außenministerin. Als Premierministerin dürfte sie jedoch überfordert sein.
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Kandidatin zwei: Liz Truss.
© Quelle: IMAGO/ZUMA Wire
Vorteile: Truss ist mit den Führungskreisen ihrer Partei gut vernetzt und genießt auch bei den einfachen Mitgliedern hohe Sympathiewerte. Mit einem harten Anti-EU-Kurs sammelte sie jahrelang Punkte bei den Brexiteiferern. Zuletzt gewann sie Profil durch ebenfalls betont harten Kurs gegenüber Russland in der Ukraine-Krise. Dass sie sich in einem Panzer ablichten ließ, weckte Assoziationen an Thatcher: Manche sehen in ihr die kommende „eiserne Lady“ Großbritanniens.
Nachteile: Truss hielt lange zu Johnson. Und wie bei ihm ist auch bei ihr manches mehr Schein als Sein. In der Begegnung mit internationalen Schwergewichten wie dem russischen Außenminister Sergej Lawrow stößt sie an Grenzen: Der lockte sie bei einer Begegnung in Moskau aufs Glatteis mit der Frage, ob sie niemals die russische Souveränität über Rostow und Woronesch anerkenne – was Truss tatsächlich entschieden verneinte. Beide Regionen gehören aber seit hundert Jahren zu Russland.
Eignung: schlecht
Chancen: gut
Penny Mordaunt
Die 51-Jährige war schon mal Verteidigungsministerin – wurde aber von Johnson prompt entlassen, als er Premierminister wurde. Johnson sortierte seine Umgebung nach Loyalität statt nach Kompetenz.
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Kandidatin drei: Penny Mordaunt.
© Quelle: Rob Pinney
Vorteile: Mordaunt punktet in ihrer Partei damit, dass sie für einen klaren Pro-Brexit-Kurs steht – ohne allzu nationalistisch zu klingen und ohne etwas mit Boris Johnson zu tun zu haben. Ihr größtes Plus ist ihr Talent, Arbeitnehmerstimmen für die Konservativen einzusammeln. Dies gelang ihr im Wahlkreis Portsmouth, wo sie einen traditionell von Labour verteidigten Parlamentssitz gewonnen hat. Mordaunt macht sich ganz eigene Gedanken über die Zukunft, 2021 erschien ihr nachdenkliches Buch „Greater: Britain after the storm“.
Nachteile: Mordaunt war stets im Lager der Johnson-Gegner. Schon vor dessen Kandidatur unterstützte sie Johnsons Intimfeind Jeremy Hunt. Als jetzt die Lockdownpartys und andere Skandale rund um Johnson bekannt wurden, sprach Mordaunt von einer Schande für das ganze Land. Manche meinen, sie sei in ihrer Kritik an Johnson mitunter zu weit gegangen. Das könnte es langjährigen Anhängern des Premierministers erschweren, sie als neue Integrationsfigur anzuerkennen.
Eignung: gut
Chancen: mittel
Ben Wallace
Der 52 Jahre alte bisherige Verteidigungsminister wäre der ideale Johnson-Nachfolger aus der Sicht Berlins und Brüssels. Doch auch für die Briten selbst wäre er eine gute Wahl.
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Kandidat vier: Ben Wallace.
© Quelle: Associated Press
Vorteile: Der Ex-Soldat, der einst auch in Deutschland gedient hat, mag kein großer Redner sein, ist aber nachweislich ein Mann der Tat. Kein Verteidigungsminister in Europa verschob so schnell und so effektiv auch moderne Systeme an die Front in der Ukraine wie er. Zuletzt grüßte Wallace in Umfragen vom Siegertreppchen als beliebtester Londoner Minister. Sein politischer Vorlauf im schottischen Parlament könnte helfen, die dortigen Unabhängigkeitsbestrebungen zu dämpfen.
Nachteile: Gegen Wallace spricht so gut wie gar nichts. Manchen Parteimitgliedern erscheint er allerdings als allzu farblos und altmodisch, um einen Neuanfang nach Johnson zu verkörpern; mit ihm werde die Partei es schwer haben, einfache Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Immigrantinnen und Immigranten und aufstrebende Frauen an sich zu binden. Auch wird ihm zur Last gelegt, bislang zu wenig eigene Ambitionen gezeigt zu haben.
Eignung: gut
Chancen: gut
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