Vitali Klitschko: Wagenknecht und Schwarzer fallen auf „russischen Trick“ rein
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Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko am Rande eines Interviews mit dem RND.
© Quelle: Stanislav Krupar
Kiew. Der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew, Vitali Klitschko, hat die Initiative der Linken-Abgeordneten Sahra Wagenknecht und der Frauenrechtlerin Alice Schwarzer für Friedensverhandlungen mit Russland scharf kritisiert. „Das ist das Narrativ der Russen, das ist ein russischer Trick“, sagte der frühere Boxweltmeister dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) in Kiew.
„Wir sind bereit dazu, Kompromisse zu finden, aber erst dann, wenn der letzte russische Soldat das Gebiet der Ukraine verlassen hat. Dann können wir uns an einen Runden Tisch setzen und mit Russland sprechen. Einen Teil der Ukraine an Russland zu übergeben ist aber kein Kompromiss.“ Zur Ukraine gehöre auch die 2014 völkerrechtswidrig annektierte Halbinsel Krim. „Die Krim ist ein Teil der Ukraine.“
Klitschko im RND-Interview: Evakuierung Kiews stand im Raum
Im RND-Interview sprach Klitschko auch über die Lage in seiner Stadt. Wegen der massiven russischen Luftangriffe auf die zivile Infrastruktur in Kiew erwog der Bürgermeister im Winter sogar die Evakuierung der ukrainischen Hauptstadt. „Wir waren im Januar ziemlich nah dran, die Bevölkerung zur Evakuierung aufzurufen“, sagte er dem RND. „Der schlimmste Blackout dauerte 14 Stunden. Da gab es keinen Strom, kein Wasser, keine Heizung. Glücklicherweise herrschte mildes Wetter. Aber die Situation ist sehr schwierig gewesen.“
Wiederaufbau in der Südukraine: „Mykolajiw ist vom Krieg gezeichnet“
In der südukrainischen Stadt Mykolajiw stehen die Wiederaufbauarbeiter symbolisch für den unbeugsamen Willen der Ukrainer und Ukrainerinnen.
© Quelle: RND
Das deutsche Luftverteidigungssystem Iris-T habe bei den russischen Luftangriffen auf Kiew „Tausende“ Menschenleben gerettet, sagte Klitschko. „Unsere Militärs sind von Iris-T begeistert. Jeder Schuss ist ein Treffer, keiner geht vorbei.“
Klitschko berichtete auch von seinen persönlichen Erfahrungen während des Ausfalls: „Sie stehen auf und Sie können nicht duschen. Sie können die Toilette nicht spülen, Sie können nicht telefonieren, weil das Mobilfunknetz nicht funktioniert. Fernsehen, Radio, Internet funktionieren auch nicht“, sagte der Bürgermeister. Man habe die Infrastruktur der Stadt mit ihren knapp drei Millionen Einwohnern nur durch „sehr viel Kraft und Energie“ vor dem Zusammenbruch bewahrt. „Die Mitarbeiter unserer kommunalen Unternehmen haben rund um die Uhr gearbeitet. Und unser Schutzheiliger, der heilige Michael, hat unsere Stadt beschützt.“
Bundesregierung „viel zu langsam“ bei Waffenlieferungen
Klitschko forderte die Bundesregierung außerdem zu einer entschiedeneren militärischen Unterstützung der Ukrainer im Kampf gegen die russischen Besatzer auf. „Ich möchte mich nicht beschweren und mich noch einmal bedanken bei den Deutschen“, sagte der frühere Profiboxer dem RND. „Deutschland ist einer der größten Unterstützer der Ukraine, was die finanzielle Hilfe und was Waffenlieferungen betrifft. Aber es stimmt, die deutsche Regierung trifft ihre Entscheidungen viel zu langsam, und dafür zahlen wir den höchsten Preis: das Leben unserer Soldaten und das Leben unserer Bürger.“
Klitschko zeigte sich zuversichtlich, was den Ausgang des Krieges angeht. „Wir verteidigen unsere Familien, unsere Städte, unser Land. Wir sind sehr, sehr motiviert. Wir gewinnen diesen sinnlosen Krieg. Russland hat keine Chance“, sagt er. Klitschko warnte zugleich vor den Konsequenzen im Fall einer Niederlage der Ukraine. „Sollten wir verlieren, würde Putin Polen angreifen.“ Ziel des russischen Präsidenten Wladimir Putin sei, „das alte sowjetische Imperium aufzubauen. Dazu gehörte viele Jahre lang auch ein Teil Deutschlands. Deswegen ist es so wichtig, die Ukraine mit Waffen zu unterstützen. Wir kämpfen, damit Deutsche nicht kämpfen müssen.“