Wählerwanderung in Nordrhein-Westfalen: Der größte Wahlsieger ist das Lager der Nichtwähler
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© Quelle: Infratest Dimap
Eine Analyse der Wählerwanderungen von Infratest dimap zeigt, wie der Erfolg der Grünen, aber auch der wachsende Anteil der Nichtwähler zustande kam. Das Wahlforschungsinstitut ermittelt die Wanderungsströme unter anderem auf Grundlage eigener Befragungen und des vorläufigen Endergebnisses. Die Werte sind eine Schätzung, wie viele Wählerinnen und Wähler eine Partei im Vergleich zur vorigen Wahl an andere Parteien verloren oder hinzugewonnen hat.
CDU verliert und gewinnt Stimmen in gleichem Umfang
Laut vorläufigem Endergebnis liegen die Christdemokraten in Nordrhein-Westfalen mit 35,7 Prozent klar vor den Sozialdemokraten, die 26,7 Prozent erzielen. Die Partei des amtierenden Ministerpräsidenten Hendrik Wüst holte rund 2,8 Prozentpunkte mehr als in der Wahl 2017.
Der Zuwachs des Stimmenanteils erklärt sich aber vor allem mit der geringeren Wahlbeteiligung. Nur 55,5 Prozent der Wahlberechtigten gaben diesmal ihre Stimme ab. Vor fünf Jahren taten dies noch 65,2 Prozent. Deshalb reichte es für die CDU bereits zum Wahlsieg, dass sie die Zahl der Stimmen in etwa konstant halten konnte, also in gleichem Umfang Stimmen an andere Parteien abgab, wie sie hinzugewann.
Die CDU kann die Zahl der Stimmen vor allem auf Kosten des bisherigen Koalitionspartners konstant halten. Die Christdemokraten nahmen der FDP 260.000 Stimmen ab. Gleichzeitig verlor Hendrik Wüsts Partei aber 140.000 Stimmen an die Grünen und 160.000 an das Lager der Nichtwähler, das mit mehr als 900.000 Stimmen größere Zugewinne erhielt als jede Partei.
Die einzige Partei, die ehemalige Nichtwähler zurückholen konnte, waren die Grünen. Darüber hinaus jagten die Grünen der gesamten politischen Konkurrenz Stimmen ab: 260.000 von den Sozialdemokraten, aus dem Lager der bisherigen Regierungspartner CDU und FDP wechselten 140.000 beziehungsweise 100.000 Stimmen zu den Grünen. Die Folge war das beste Wahlergebnis der Grünen jemals in Nordrhein-Westfalen mit 18,2 Prozent.
Weniger erfreulich lief der Abend für Thomas Kutschaty und seine SPD. 300.000 Menschen, die 2017 noch für die SPD gestimmt hatten, gingen nun nicht mehr zur Wahl, 40.000 Stimmen wanderten zur CDU. Gegenüber der FDP ist der Saldo der SPD dagegen mit 60.000 Stimmen positiv. Von den anderen Parteien, darunter auch die Linken, kamen 20.000 Stimmen.
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© Quelle: RND
Die FDP verliert sogar Stimmen an die AfD
Die große Verliererin der Wahl ist die FDP. Die Liberalen gaben an den bisherigen Koalitionspartner CDU 250.000 Stimmen ab. 120.000 Menschen, die 2017 ihre Stimme noch der FDP gegeben hatten, wählten dieses Jahr nicht. Auch an die Grünen verlor die FDP 100.000 Wählerinnen und Wähler. Sogar die AfD gewann 10.000 Stimmen von den Liberalen, was der Alternative für Deutschland sonst bei keiner anderen Partei gelang.
Die AfD verlor unter anderem 10.000 Stimmen an die Grünen und 20.000 Stimmen an die CDU. Den größten Verlust bedeutete aber die Abwanderung von 160.000 Wählerinnen und Wähler ins Lager der Nichtwähler. Trotz Stimmenverlusten schaffte die AfD aber den Wiedereinzug in den Landtag.
Das gelang der Linken in Nordrhein-Westfalen erneut nicht. Am Ende holte die Partei 2,1 Prozent der Stimmen, 2,8 Prozentpunkte weniger als 2017. In der Auswertung der Wählerwanderung wird die Partei nicht einmal mehr gesondert aufgeführt, sondern ist nur noch eine der anderen Parteien.
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