Wäre Corona mit Loriot leichter zu ertragen?
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Marco Fenske, Chefredakteur des RND.
© Quelle: RND
Liebe Leserinnen und Leser,
Stephan Pusch ist Landrat in Heinsberg, also in dem Kreis, der in Deutschland besonders stark von der Corona-Pandemie betroffen ist; und Untätigkeit kann man dem 51-Jährigen wahrlich nicht vorwerfen. Rockstar Udo Lindenberg hat er Anfang März eingeladen, der Staatsführung Chinas hat er unlängst einen offenen Brief geschrieben, dazu gibt Pusch täglich Interviews und hält Videokonferenzen. Heinsberg soll zu einer „Modellregion“ werden: Ab Montag wird der Virologe Hendrik Streeck mit einem Team von 20 Hilfskräften die Infektionsverläufe erforschen.
Lesen Sie hier den ersten Teil des RND-Briefings
Was Pusch als Erstes mache, wenn das Schlimmste überstanden sei, fragte ihn jetzt die „Süddeutsche Zeitung“. „Ich glaube, erst mal nix. Kennen Sie das Loriot-Männchen, das immer wieder von seiner Frau gefragt wird, was es macht? Und es antwortet: Ich will hier einfach nur sitzen. So stelle ich mir das vor.“
Loriot. Ob die gegenwärtige angespannte und beklemmende Situation ein Stück leichter zu ertragen wäre mit dem Humoristen Loriot? Und wo sind eigentlich die Loriots der Neuzeit?
Es sagt leider sehr viel über die geistige Verfassung weiter Teile unseres Landes aus, dass Comedians wie ****** ****** (nein, nein, wir möchten dem Mann doch keine Plattform geben) Corona als reines Mittel der Selbstinszenierung missbrauchen – und ihre Videos, in denen mit Kraftausdrücken nur so um sich geworfen wird, auch noch Zugriffe in Millionenhöhe haben.
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Nicht mit einem Video, dafür mit einem Audiodokument hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel am Samstag an die Bürgerinnen und Bürger gewandt. Die Kernaussagen: „Halten Sie sich weiter streng an diese Regeln. Ich muss Sie bitten: Seien Sie geduldig.“ Merkels Kanzleramtschef Helge Braun wurde da im Gespräch mit dem “Tagesspiegel” am selben Tag schon konkreter: „Wir reden jetzt bis zum 20. April nicht über irgendwelche Erleichterungen. Bis dahin bleiben alle Maßnahmen bestehen.“ Also bis zum 20. April. Die Geltungsdauer „von mindestens zwei Wochen“, die Merkel in ihrer Rede zur Nation am 22. März erwähnt hatte, hat sich damit verdoppelt.
Die Maßnahmen bleiben bestehen – allerdings auch die bereits gestern aufgeworfenen Fragen: Wie lange ist es für unsere Gesellschaft zumutbar, derlei Grundrechtseinschränkungen in Kauf zu nehmen, zumal sie teilweise verfassungswidrig sind? Wie lange sind die Menschen bereit, sich an Kontaktverbote zu halten, vor allem, wenn sie dadurch in existenzielle Not gelangen?
Kommen Sie gut und gesund durch diese Zeit!
Ihr Marco Fenske
Chefredakteur RedaktionsNetzwerk Deutschland
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