„Auch du, Friedrich“: Was sich der Wahlsieger jetzt von der CDU wünscht
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CDU-Chef Friedrich Merz klopft nach der Pressekonferenz in der Parteizentrale dem schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Daniel Günther auf den Rücken, der in seinem Bundesland die Wahl gewonnen hat.
© Quelle: IMAGO/Reiner Zensen
Berlin. Da steht Friedrich Merz nun und lobt Daniel Günther, ausgerechnet. Der Wunschmann der CDU-Konservativen gratuliert dem Mann, den sie in der Union wegen seiner Liberalität zwischendurch als „Genosse Günther“ verspotteten. Aber Günther hat gerade zum zweiten Mal die Landtagswahl in Schleswig-Holstein gewonnen, mit einem Ergebnis deutlich über 40 Prozent. Es ist die Rückkehr alter CDU-Traditionsergebnisse und Günther ist der Held des Tages. „Ein überragender Ministerpräsident“, lobt CDU-Chef Merz. Überragend ist sein Lieblingswort an diesem Tag, er sagt es immer wieder. „Das ist Rückenwind für uns als Bundespartei – und auch für Nordrhein-Westfalen.“
„Machtverhältnis innerhalb der CDU könnte sich wandeln“
Daniel Günther verteidigt das Amt als Ministerpräsident in Schleswig-Holstein. RND-Korrespondentin Alisha Mendgen spricht über die Auswirkungen der Landtagswahl
© Quelle: RND
Neben ihm steht Günther, er lächelt. Auf der Wahlparty am Abend habe man „Viva Colonia“ gesungen, so hat der 49-Jährige es zuvor im CDU-Vorstand erzählt. Bei der Pressekonferenz lässt er diese Details mal lieber weg. Aber das Frühstück mit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, das erwähnt er schon. Ein Sieger und einer, der siegen will. Wenn es bei Wüst bei der Landtagswahl am kommenden Sonntag klappt, gibt es zwei Hoffnungsträger für die Partei – da kann man sich schon mal besprechen.
Modernes Auftreten als Erfolgskonzept
Bei der Pressekonferenz gibt Günther den Takt vor. Stil und Inhalte seien wichtig, befindet er. In seiner Jamaika-Koalition hätten die Partnerparteien gut übereinander geredet und sich gegenseitig Erfolge gegönnt. Man sei gegenüber dem politischen Gegner „nicht verletzend, nie persönlich“ geworden, ohne sich anzubiedern. Und was den Kurs der CDU betrifft: „Wir sind immer modern aufgetreten“, sagt Günther und hat eine Empfehlung für Merz: „Das ist vielleicht das, was wir stärker machen müssen. So ist es möglich, dass man auch in Städten über 40 Prozent holt.“ Die CDU sei so „in alle Milieus reingekommen“.
Er freue sich, zum Beispiel, dass auch die Bundespartei mehr Frauen an der Spitze sehen wolle, sagt Günther und fügt hinzu, „auch Du, Friedrich“. Und ein bisschen klingt es wie eine Mahnung. Neben ihm ist der Mund von Merz ein gerader Strich.
Wird der nächste Parteitag also eine verschärfte Frauenquote beschließen? „Ich werde dafür werben“, sagt Günther. Frauen müssen mehr Einfluss in den Führungsgremien der Partei bekommen. „Das geht nicht ohne Quote.“ Vize-CDU-Chefin Karin Prien, bislang Bildungsministerin in Günthers Kabinett, setzt noch eins drauf: „Diversität ist für die CDU eine Überlebensfrage“, sagt sie.
Friedrich sagt, über die Quote müsse man noch diskutieren. Aber das mit den Frauen, das sei schon wichtig für die CDU. Es habe zum Wahlsieg in Schleswig-Holstein beigetragen, dass dort viele Frauen aufgestellt worden seien. Die Landes-Chefin der Jungen Union, Birte Glißmann, habe zum Beispiel ein Direktmandat gewonnen. Merz erwähnt sie namentlich. Und dann habe auch „eine Person mit einem türkisch-kurdischen Hintergrund“ gewonnen. In der Tat: Die von der Linkspartei zur CDU gewechselte Seyran Papo hat der SPD-Landeschefin Serpil Midyatli ihren Kieler Wahlkreis abgenommen.
Er hoffe, dass zu den CDU-Ministerpräsidenten bald auch mal Ministerpräsidentinnen hinzukommen, sagt Merz. Das allerdings ist nicht wirklich in Sicht: In Hessen übergibt Amtsinhaber Volker Bouffier demnächst an Landtagspräsident Boris Rhein, in Niedersachsen kandidiert bei der Landtagswahl im Herbst Landes-CDU-Chef Bernd Althusmann. Und weder Merz noch Günther erwähnen, dass nur acht der 34 neuen CDU-Landtagsabgeordneten weiblich sind – weil es zwar ein Reißverschlussverfahren auf der Landesliste gab, aber die meisten Direktkandidaten eben Männer waren.
Es könnte nun also eine neue Kursdebatte geben in der CDU. Junge-Unions-Chef Tilman Kuban will davon nichts wissen: „Die Union wird erfolgreich sein, wenn sich alle Teile der Partei ergänzen“, sagt er dem RND.
Und Merz wischt die Frage nach Konkurrenz durch Wahlsieger aus den Ländern beiseite: „Ich freue mich über jeden, der Erfolg hat“, verkündet er und lacht jetzt doch.
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