Weihnachten und Corona: Abstand halten aus Nächstenliebe
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Eine Weihnachtsmannfigur mit Mundschutz. (Symbolfoto)
© Quelle: Frank Rumpenhorst/dpa
Berlin. So hatten wir uns das nicht vorgestellt: Weihnachten im Lockdown und mit einer mutierten hoch ansteckenden Form des Coronavirus auf dem Vormarsch. Diese Lage stellt fast alles auf den Kopf, was Weihnachten sonst ausmacht: Wiedersehen, Nähe, Umarmungen, viele Besuche, noch vielfältigere Kontakte, volle Kirchen mit gemeinsamem Gesang – Seligkeit in der Gemeinschaft. Das macht es so schwer in diesem Jahr. Noch nie musste die Gesellschaft das so wunderbar emotionale Weihnachtsfest so rational begehen.
Vernunft statt Herzlichkeit? Es bleibt keine andere Wahl. In diesem Jahr bemisst sich die Nächstenliebe im physischen Abstand, den wir zueinander halten. Die Zahl der Toten pro Tag hat ausgerechnet zum Weihnachtsfest einen traurigen neuen Rekord erreicht.
Wer niemanden kennt, der schwer an Covid-19 erkrankt ist, für den bleibt die Zahl von fast 1000 Toten an einem Tag abstrakt. Wer aber mit der Gewissheit leben muss, einen geliebten Menschen angesteckt zu haben, dessen Erkrankung einen schweren Verlauf nimmt, gar tödlich endet, der wird lange schwer an dieser Last tragen.
Eine Frage der Solidarität
Nicht nur individuell ist es das Gebot der Stunde, Abstands- und Hygieneregeln zu achten. Es ist auch eine Frage der Solidarität mit den Menschen, die im Gesundheitswesen an der Front gegen Corona kämpfen, und mit jenen, die als Supermarktangestellte, Polizisten und Erzieherinnen nicht ins Homeoffice wechseln können. Sie brauchen die Solidarität, um auch in den nächsten Monaten ihren Job noch machen zu können. Für die Arbeitskräfte im Gesundheitswesen gilt das ganz besonders.
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Die Pandemie und wir
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Während der Rest der Gesellschaft im Sommer eine Pandemieverschnaufpause einlegen konnte, liefen die Kliniken weiter auf Hochtouren und sind jetzt personell an ihrer Belastungsgrenze. Mehr noch: Während sich die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger zumindest in kleinem Kreis um den Tannenbaum versammeln kann, schiebt das medizinische Personal Schichtdienste auf vollen Stationen. Auch das ist ein guter Grund, die Weihnachtstage und den Jahreswechsel für einen echten Lockdown zu nutzen. Das Gesundheitssystem muss vor dem Kollaps bewahrt werden.
Der Kredit ist verspielt
Zu Beginn der Pandemie galt Deutschland international als Musterknabe im Umgang mit Corona – eine klare politische Entscheidung zum Lockdown, eine disziplinierte Bevölkerung, gutes Gesundheitssystem, solide Staatsfinanzen. Der Kredit ist leider verspielt.
Die Kurve der Todeszahlen im Verhältnis zu den Einwohnern ist auf ähnlich hohem Niveau wie in den USA und in Schweden – zwei Länder, die schon lange für ihre Corona-Politik in der Kritik stehen.
Weihnachten 2020 kann ein entscheidender Wendepunkt sein, die Lage wieder in den Griff zu bekommen und die Zahl der Neuinfektionen zu kontrollieren, bis der Impfstoff Wirkung entfaltet. Das geht aber nur mit Abstandhalten aus Nächstenliebe.