Weißer Ring distanziert sich deutlich von der AfD
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Der Weiße Ring distanziert sich deutlich von der AfD.
© Quelle: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Berlin. Der Weiße Ring fürchtet mehr Gewaltopfer durch den Aufschwung der AfD. Der Bundesvorsitzende des Opferschutzvereins, Jörg Ziercke, grenzt sich demonstrativ von der Partei ab und will damit ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit setzen: "Wir haben den Eindruck, dass die AfD Ängste schürt und durch ihre Rhetorik Feindbilder aufbaut. Unsere große Sorge ist, dass dies zu mehr Gewaltopfern führen wird."
Der Bundesvorstand des Weißen Rings hatte die Abgrenzung einstimmig beschlossen. Der Grund: Ein Ortsverband der AfD in Rösrath bei Köln nutzte im September ohne Abstimmung mit dem Weißen Ring das Logo des Opfervereins, um Spenden für den Verein zu sammeln. „Das hat uns empört und ist ein klarer Angriff auf das Vertrauen der Opfer“, sagte Ziercke.
Weißer Ring will keine Spenden von der AfD
Die AfD im Rheinisch-Bergischen Kreis entschuldigte sich. Sie sei wie alle teilnehmenden politischen Parteien eines Straßenfestes zu einer gemeinnützigen Spende aufgerufen gewesen und habe sich ohne Hintergedanken für den Weißen Ring entschieden, erklärte der Sprecher des Kreisverbands, Thomas Kunze. „Da in der AfD niemand auch nur im entferntesten auf die Idee gekommen war, dass irgendjemand daraus auf eine ,gemeinsame Aktion’ und somit auf eine Unterstützung seitens des Weißen Rings für die AfD schließen könnte, hielt der Kreisvorstand – fälschlicherweise – auch eine Rückfrage nicht für erforderlich.“ Dafür und für die Verwendung des Vereinslogos „möchte sich die AfD hiermit öffentlich und aufrichtig entschuldigen“.
In seinem Verhaltenskodex hat der Weiße Ring festgelegt, dass die Mitarbeiter die Würde des betroffenen Menschen unabhängig von Herkunft, Alter, Geschlecht, Weltanschauung, politischer Überzeugung und sexueller Orientierung respektieren. „Wir lehnen daher jegliche Form der Instrumentalisierung ab – egal von welcher Partei oder Bewegung“, sagte Ziercke. Der Verein trennt davon den Umgang mit Opfern. „Das heißt nicht, dass nicht jedes Opfer versorgt wird“, sagte Ziercke. „Wir helfen allen. Wir nehmen aber keine Spenden der AfD an.“
Eigene Mitarbeiter verletzen Standards der Organisation
Der frühere Präsident des Bundeskriminalamts (BKA) wurde auf der Delegiertenversammlung Mitte September in Hannover zum neuen Bundesvorsitzenden des Vereins gewählt. In dem Ehrenamt kann Ziercke Erfahrungen aus seiner früheren Arbeit einbringen. „Mir macht es sehr viel Freude, dass man jetzt sozusagen nicht mehr dem Täter auf der Spur ist, sondern den Opfern helfen kann, in der Spur zu bleiben.“
Der Weiße Ring will nach dem Verdacht sexueller Belästigung gegen einen ehemaligen Mitarbeiter des Vereins in Lübeck Konsequenzen ziehen. "Wir mussten leider feststellen, dass einer unserer eigenen Mitarbeiter unsere Standards verletzt und die Grenze zwischen Nähe und Distanz nicht eingehalten hat. Dieser Fall in Lübeck ist ein Alarmsignal für alle Opferorganisationen", sagte Ziercke. "Wir müssen uns noch stärker mit der persönlichen Integrität beschäftigen."
Das eingeführte Sechs-Augen-Prinzip bei Beratungsgesprächen hat nach seinen Angaben für Aufregung im Weißen Ring gesorgt. „Das ist aber kein Generalverdacht. Dies soll auch unsere Mitarbeiter schützen“, sagte der Bundesvorsitzende. „Wir wollen diese Diskussion mit unseren 3000 Ehrenamtlern führen. Wir streben Regionalkonferenzen an, um im Dialog vor Ort deutlich zu machen, welche Konsequenzen wir aus Lübeck gezogen haben.“
Von RND/dpa/lf